Umstrittenes Herbizid Monsanto soll Studien zu Glyphosat gekauft haben

Glyphosathaltiges Pflanzenschutzmittel Roundup: Es sei mit Verlusten von bis zu 1,4 Milliarden US-Dollar zu rechnen, wenn das Mittel nicht mehr auf die Felder gesprüht werden dürfe.
Foto: JOSH EDELSON/ AFPDem Agrarkonzern Monsanto wird schon länger vorgeworfen, die Auseinandersetzung um Nutzen und Gefahren des Unkrautvernichters Glyphosat zu beeinflussen. Nun soll der Konzern auch in Deutschland zu unlauteren Mitteln gegriffen haben. Dies geht aus einem Bericht des WDR-Magazins "Monitor" hervor, der auf Recherchen der Organisation LobbyControl basiert . Demnach habe das Unternehmen, das inzwischen Teil des Bayer-Konzerns ist, in Deutschland heimlich wissenschaftliche Studien mitfinanziert.
Dabei gehe es um Daten des Instituts für Agribusiness in Gießen. Durchgeführt hatte die Untersuchungen der Agrarökonom Michael Schmitz. Der Forscher ist inzwischen emeritiert und lehrte bis 2015 an der Universität Gießen. Er war zudem als Sachverständiger für das Bundeslandwirtschaftsministerium tätig und arbeitete als Gutachter für die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Glyphosat - Das Wichtigste im Überblick
2011 soll eine Studie unter der Beteiligung von Schmitz ergeben haben, dass durch den Verzicht auf Glyphosat erhebliche finanzielle Schäden entstehen. Es sei mit Verlusten von bis zu 1,4 Milliarden US-Dollar zu rechnen, wenn das Mittel nicht mehr auf die Felder gesprüht werden dürfe.
Eine weitere Untersuchung aus dem Jahr 2015 ergab, dass der Einsatz von Glyphosat ökologische Vorteile berge. Das Mittel schone den Ackerboden und senke den CO2-Ausstoß.
Der heutige Monsanto-Eigentümer Bayer habe laut LobbyControl außerdem eingeräumt, dass die Untersuchungen sogar von Monsanto beauftragt wurden. In den Studien wurde das jedoch nicht angegeben, obwohl die Nennung des Auftraggebers und die Form der Finanzierung bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen üblich ist. Interne Protokolle des Instituts für Agribusiness, das unter der Adresse der Hochschule als Forschungsverein auftritt, zeigten aber die Rolle von Monsanto.
Zudem sollen die Studien auf Fachtagungen teils auch als offizielle Ergebnisse der Justus-Liebig-Universität Gießen präsentiert worden sein. Die Untersuchungen wurden im Fachmagazin eines Bundesforschungsinstituts veröffentlicht und fanden auch Eingang in die Literaturliste des Bundestags.
Verbot ab 2023
Gegenüber LobbyControl wollte sich Schmitz offenbar nicht zu den Vorwürfen der verdeckten Finanzierung äußern. Bayer teilte mit, dass man zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass habe, an den Methoden, Inhalten oder Ergebnissen der Studie zu zweifeln. Gleichwohl entspreche der fehlende Hinweis auf die Unterstützung durch Monsanto nicht den Grundsätzen von Bayer.
Die Bundesregierung will Glyphosat in Deutschland zum 31. Dezember 2023 verbieten. Bereits ab 2020 soll demnach mit einer "systematischen Minderungsstrategie" die Anwendung deutlich eingeschränkt werden. Geplant ist unter anderem, die Verwendung für Haus- und Kleingärten und öffentliche Flächen wie Parks zu untersagen.
Glyphosat wurde vom US-Saatgutkonzern Monsanto in den Siebzigerjahren auf den Markt gebracht und ist einer der am meisten verwendeten Unkrautvernichter, der inzwischen von vielen Unternehmen verkauft wird. Monsanto gehört mittlerweile zum deutschen Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer, der in den USA mit Tausenden Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Herbizide konfrontiert ist.