Nasa-Simulation Der Weg zu den Müllkippen der Meere
Zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr im Meer. Nach Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) treiben insgesamt etwa 142 Millionen Tonnen Müll in den Ozeanen. Seevögel und Meeressäuger verenden, weil der Dreck ihre Mägen verstopft, Schadstoffe gelangen über Fische in die Nahrungskette. Und bis sich das Plastik zersetzt, dauert es Jahrzehnte bis Jahrhunderte.
Früher oder später sammelt sich der Müll im Ozean im Wesentlichen in fünf Strömungskreisen, riesigen Müllstrudeln. Der bekannteste von ihnen ist der Great Pacific Garbage Patch. Zu seiner Größe gibt es allerdings widersprüchliche Angaben. Von einer Fläche so groß wie Mitteleuropa ist teils die Rede. Andere Experten kommen in Hochrechnungen zu deutlich geringeren Werten.
Bojendaten und virtueller Müll
Experten der Nasa haben nun simuliert, auf welchen Wegen das Plastik aus den Küstenregionen der Welt in die fünf großen Müllstrudel treibt. Grundlage waren Standortdaten von frei schwimmenden Bojen, die die amerikanische Ozeanbehörde NOAA in den vergangenen 35 Jahren gesammelt hat.
Bojen (weiße Pünktchen), die in der Simulation plötzlich mitten im Meer auftauchen, wurden von Schiffen oder Wasserflugzeugen abgesetzt. Solche, die plötzlich verschwinden, haben im Laufe der Zeit keine Daten mehr gesendet.
Zusätzlich haben die Forscher Tausende virtuelle Plastikpartikel in ein Computerprogramm gespeist, das die großen Meeresströmungen simuliert. Auch bei diesem Test sammelte sich das virtuelle Plastik in fünf Müllteppichen. Im letzten Schritt kombinierten die Forscher die echten Bojenbewegungen mit denen der virtuellen Plastikteilchen.
Entstanden sind Animationen der Plastikbewegungen im Meer von 1985 bis heute. "Obwohl die Bojen und die Partikel nicht zur gleichen Zeit von den Strömungen erfasst wurden, sammeln sie sich in den gleichen Regionen", schreiben die Forscher. Das spreche für ein robustes Ergebnis.
Expedition in den Müll
Auch die Politik beschäftigt sich derzeit mit dem Müllproblem im Meer. Auf Initiative von Deutschland investieren insgesamt zehn EU-Mitgliedstaaten, unter anderem Frankreich, Italien und die Niederlande, gut sieben Millionen Euro in ein Forschungsprojekt zu Mikroplastik im Meer.
Deutschland hat zudem angekündigt, das Programm bei der G7-Wissenschaftsministerkonferenz im Oktober in Berlin zu erweitern und einen Aktionsplan gegen Meeresvermüllung erarbeiten zu wollen.
Auch private Initiativen versuchen, gegen das Plastik im Meer vorzugehen. Die wohl bekannteste ist das Projekt The Ocean Cleanup. Ihr Ziel ist es, den Great Pacific Garbage Patch ab 2020 von Plastik zu befreien und anschließend nach und nach den Rest der Weltmeere. Allerdings ist der Plan äußerst umstritten. Das Projekt sei zu teuer und unrealistisch, sagen Kritiker.

Plastik im Meer: Expedition in den Müll
Bereits vor Jahren hatte der heute 21-jährige Boyan Slat eine Anlage konzipiert, mit der er das Meer vom Müll befreien möchte. Bis heute existiert die allerdings nur auf dem Papier.
Zentraler Punkt ist ein Bohrturm, um den ein etwa hundert Kilometer langer Schlauch in V-Form auf dem Wasser treibt. An den Barrieren hängen bewegliche Vorhänge, die Abfall auffangen und Richtung Turm leiten sollen, wo der Müll in Container befördert werden soll.
Die erste Anlage soll mit dem Start der großen Reinigungsaktion 2020 fertig sein und 246 Millionen Euro kosten (Stand: Oktober 2014). Slat nimmt an, dass mindestens 24 Anlagen nötig sind, um die Meere vom Plastik zu befreien.
Das Projekt wird durch private Spenden finanziert. Hauptsponsor ist Marc Benioff, Gründer der Firma Salesforce.com. Außerdem hat das Projekt laut Ocean Cleanup über eine Crowdfunding-Aktion im September 2014 2,2 Millionen US-Dollar (etwa 1,9 Millionen Euro) bekommen.
Bislang beschäftigen sich die Freiwilligen der Initiative mit Alternativprojekten: Vor wenigen Tagen sind sie von einer Expedition zum Great Pacific Garbage Patch zurückgekehrt. Sie hatten den Müllstrudel mit etwa 30 Schiffen gleichzeitig durchquert und mit konventionellen Methoden Plastik eingesammelt. Konkrete Ergebnisse wollen sie 2016 veröffentlichen.
Zusammengefasst: In den Ozeanen treiben mehr als hundert Millionen Tonnen Plastikmüll, der sich in fünf großen Strudeln sammelt. Wie die Stoffe dorthin gelangen, zeigt die Nasa in einer Simulation, die Bewegungen von 1985 bis heute berücksichtigt. Verschiedene Initiativen versuchen, eine Lösung für die Frage zu finden, wie man den Müll beseitigen kann.