Vorteil für den modernen Menschen Extremkälte brachte Neandertalern den Tod

Nahrungsmangel könnte dem Neandertaler während extremer Kälteperioden zum Verhängnis geworden sein. Die Population schrumpfte. Und eine andere Art breitete sich aus - der moderne Mensch.
Nachbildung eines älteren Neandertalers

Nachbildung eines älteren Neandertalers

Foto: Federico Gambarini/ dpa

Mehrere extreme Kälteperioden während der letzten Eiszeit könnten einer Studie zufolge zum Aussterben der Neandertaler beigetragen haben. Einem Forscherteam um Michael Staubwasser vom Institut für Geologie und Mineralogie der Universität Köln zufolge fallen die Kälteintervalle mit Zeiträumen zusammen, aus denen keine Neandertaler-Nachweise bekannt sind.

Dies deute darauf hin, dass der durch die Kälteperioden ausgelöste ökologische Stress maßgeblich für den Rückgang der Neandertaler und die Ausbreitung des modernen Menschen war, schreiben die Forscher im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" .

Der Übergang der vom Neandertaler dominierten Besiedlung zu der des modernen Menschen in Europa vollzog sich vor etwa 45.000 bis 40.000 Jahren. Meist gebe es zeitliche Lücken zwischen abgelagerten Artefakten der Neandertaler und solchen der modernen Menschen, erklärte Staubwasser.

Ascunsa-Höhle in den Südkarpaten

Ascunsa-Höhle in den Südkarpaten

Foto: PNAS/dpa

Er und seine Kollegen untersuchten Kalkstalagmiten aus zwei rumänischen Höhlen und schlossen aus den Daten, dass es vor etwa 44.000 und vor 40.000 Jahren extreme Kälteperioden gab.

Erstere liege zeitgleich mit einer Ablagerungslücke zwischen Neandertalerartefakten und denen moderner Menschen im Donauraum zusammen, die zweite mit einer solchen Lücke im heutigen Frankreich. "Das deutet darauf hin, dass während der Kälteperioden - die stets mit großer Trockenheit einhergingen - die Neandertaler-Population erheblich zurückging", erläutert Staubwasser.

Dem Neandertaler könnte seine Ernährung zum Verhängnis geworden sein: In vielen Gebieten habe er sich überwiegend von Fleisch - speziell von Großwild - ernährt. Dieses sei vom Kälteeinbruch stark betroffen gewesen.

War der Neandertaler weg, kam der Mensch

Die in der Folge weitgehend entvölkerten Gebiete besiedelte dann der moderne Mensch, der womöglich besser an die klimatischen Bedingungen angepasst war, vermuten die Forscher. Der periodisch auftretende ökologische Stress und die veränderten Umweltbedingungen hätten somit "als Schrittmacher mehrerer Entvölkerungs- und Wiederbevölkerungszyklen in Europa fungiert".

Dass das Aussterben der Neandertaler mit klimatischen Veränderungen zusammenhängen könnte, hatten schon frühere Studien nahegelegt. So gehen zum Beispiel auch die Mitarbeiter des Neanderthal Museums in Mettmann von heftigen Klimaschwankungen als Hauptursache aus.

"Es war zeitweise zu kalt und zu trocken, sodass sich das Nahrungsangebot für die Neandertaler reduziert hat und die Bevölkerung dadurch zurückgegangen ist", sagte die stellvertretende Museumsdirektorin Bärbel Auffermann.

jme/dpa

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