Umstrittene Neonicotinoide EU stuft Pestizide als Gefahr für Bienen ein

Mit Pollen beladene Biene
Foto: Frank Rumpenhorst/ dpaDie Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hat die Gefahr von Neonicotinoiden für Honig- und Wildbienen in einer neuen Risikobewertung bestätigt. "Die meisten Anwendungen neonicotinoider Pestizide stellen ein Risiko für Wild- und Honigbienen dar", erklärte die Efsa. Die Nutzung dieser Insektengifte in der Landwirtschaft unterliegt bereits strengen Auflagen und könnte nun noch weiter eingeschränkt werden.
Die Efsa mit Sitz im italienischen Parma bestätigte eine frühere Einschätzung: 2013 kam eine erste Studie zu dem Ergebnis, dass Neonicotinoide - namentlich die Insektizide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam, die etwa zur Behandlung von Saatgut verwendet werden - erhebliche Risiken für Honigbienenvölker darstellen. Aufgrund mangelnder Daten konnte die Risikobewertung insbesondere für Wildbienen damals jedoch nicht abgeschlossen werden.
Dennoch schränkte die EU-Kommission die Nutzung von Neonicotinoiden erheblich ein. Nur in Gewächshäusern und bei ausgewählten Nutzpflanzen wie Wintergetreide durften die Insektengifte weiterhin zum Einsatz kommen.
Die neuen Erkenntnisse würden nun der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten vorgelegt, "die über eventuelle Ergänzungen zu den gegenwärtigen Beschränkungen der Nutzung dieser Pestizide beraten werden", erklärte die Efsa.
Die Bundesregierung hatte angekündigt, für eine Neubewertung von Neonicotinoiden die Ergebnisse der Efsa abzuwarten. "Sollte sich die Schädlichkeit dieser Stoffe bestätigen, müsse ihre Verwendung verboten werden", sagte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) Anfang Dezember.
Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen, die sich unter anderem in der "Save the Bee Coalition" zusammengeschlossen haben, fordern schon länger eine Einschränkung von Teilverboten und Sondergenehmigungen. Der Industrieverband Agrar behauptete dagegen, dass die Mittel von fachkundigen Landwirten verantwortungsvoll eingesetzt werden könnten.
Experten hatten davor gewarnt, dass schon sehr geringe Dosen einiger Wirkstoffe der Substanzen tödlich sein könnten - es reichen vier Milliardstel Gramm pro Biene. Schwächere Dosierungen beeinträchtigen die Tier in der Navigation und dem Lernen, reduzieren die Fortpflanzungsfähigkeit und unterdrücken das Immunsystem.
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