Neue Amphibien-Arten Das Froschparadies liegt auf Sri Lanka

Mehr als hundert unbekannte Froscharten, viele davon mit seltsamen Eigenarten, haben Forscher im Regenwald Sri Lankas aufgespürt. Womöglich warten in Asien noch weitere Tierparadiese auf ihre Entdeckung.

Weltweit sind Frösche, Kröten und andere Amphibien auf dem Rückzug. Weltweit lässt die Ausbreitung des Menschen und die Vernichtung des Regenwalds immer mehr Froscharten aussterben. Weltweit? Nein, eine kleine Insel im indischen Ozean trotzt offenbar dem amphibischen Artensterben. Ausgerechnet auf Sri Lanka, das nach bisherigem Kenntnisstand gerade einmal 18 Spezies so genannter Ruderfrösche beherbergte, haben Biologen nun über 100 neue Arten entdeckt.

Die Insel, mit einer Fläche von 65.000 Quadratkilometern etwas kleiner als Bayern, entwickele sich immer mehr zu einem amphibischen Brennpunkt mit weltweiter Bedeutung, schreiben die Wissenschaftler im US-Fachmagazin "Science" - und das, obwohl die Insel Sri Lanka in den vergangenen Jahren 95 Prozent ihres Regenwald verloren hat und nun nur noch 750 Quadratkilometer ursprünglichen Waldes vorweisen kann.

Vor diesem Hintergrund könne die Artenvielfalt auf Sri Lanka mit der auf weitaus größeren Inseln wie Borneo, Madagaskar oder den Philippinen verglichen werden. Zudem nährt der Fund, so die Forscher, neue Hoffnung, auch an anderen, bislang unverdächtigen Orten im tropischen Asien eine ungeahnte Artenvielfalt zu entdecken.

Bei der Suche nach neuen Spezies haben die Biologen um Christopher Schneider von der Boston University nicht nur auf Äußerlichkeiten geachtet. Auch die Lebensweise der Tiere, die von ihnen hervorgebrachten Töne und nicht zuletzt ihre Erbinformationen gaben Hinweise auf zuvor nicht bekannte Arten. Ein Vergleich mit Amphibienfunden aus Sri Lanka, die über Museen in aller Welt verteilt sind, brachte schließlich die Zahl von über 100 Neuentdeckungen hervor.

Mit Hilfe von DNS-Untersuchungen und durch Vergleich mit bereits bekannten Arten auf Sri Lanka gelang es zudem, die Verwandtschaftsgrade der neuen Arten zu klären. Demnach lassen sich die Funde in zwei Gruppen einteilen, von denen die eine ihren Laich althergebracht in schaumartige Nester auf Blättern oder Zweigen legt, während die zweite ihre Eier direkt auf der Erde ausbrüten lässt - die jungen Frösche überspringen dabei einfach den ansonsten üblichen Kaulquappenstatus.

Vor allem die zweite Gruppe, deren Vertreter der Wissenschaft zuvor größtenteils unbekannt waren, stellt einen äußerst interessanten Stamm dar, so die Forscher in "Science". Und vielleicht ist es gerade ihre wasserscheue Art, die das Überleben der Frösche zuletzt gesichert hat. Krankheiten, Schäden durch ultraviolettes Licht und andere Umwelteinflüsse treffen Kaulquappen besonders stark. Schneider: "Indem die Frösche diese feuchte Stufe überspringen, umgehen sie möglicherweise eine besonders gefährliche Phase ihres Lebens."

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