Offshore-Windpark Baulärm hat Schweinswale vertrieben
Hamburg - Die Dimensionen des Projekts sind beeindruckend: Auf einer Fläche von etwa vier Quadratkilometern ragen zwölf Windturbinen aus der Nordsee, jede von ihnen rund 150 Meter hoch und 1000 Tonnen schwer. "Alpha Ventus" heißt Deutschlands erster Offshore-Windpark, der Strom für etwa 55.000 Haushalte liefern soll.
Zahlreiche weitere Windparks vor den Küsten sollen folgen. Rund 70 Projekte sind bereits genehmigt oder stehen kurz davor. Was aber sind die ökologischen Folgen des Baubooms? Jetzt liegen die ersten Erkenntnisse zu "Alpha Ventus" vor, dessen Räder sich rund 45 Kilometer nördlich von Borkum drehen. Nach den Untersuchungen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) haben die Arbeiten die in der Nordsee lebenden Wale aus dem Gebiet vertrieben. Baulärm könne für die empfindlichen Säuger eine starke Beeinträchtigung darstellen. Ob und wann die Tiere nach der Beendigung der Arbeiten in das Gebiet zurückkehren, sei noch unklar.
Blasenschleier gegen Lärm
Klaus Lucke vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste forderte deswegen bei einem Meeresumwelt-Symposium in Hamburg, dass es in Zukunft Schutzmaßnahmen für die Tiere mit ihrem sehr empfindlichen Gehör geben müsse. Bei weiteren Bauvorhaben sei es dringend nötig, die Wale von intensivem Schall fernzuhalten: "Es muss alles eingesetzt werden, was möglich ist, um solche Auswirkungen zu vermeiden", so Lucke. Eine Möglichkeit seien etwa sogenannte Blasenschleier, eine Art Schutzschicht aus künstlich erzeugten Blasen im Wasser.
Beim Bau von "Alpha Ventus" waren im Schnitt für jede der zwölf Turbinen mehr als 15.000 Rammschläge nötig, sagte Lucke. Der intensive Schall, der dabei entsteht, kann dem Gehör von Schweinswalen schaden. Die Tiere nutzen Schall unter anderem zur Nahrungssuche, zur Orientierung und zur Kommunikation - und sind daher "auf ein gesundes Gehör angewiesen", wie der Forscher betonte. Zählungen mit dem Flugzeug über der südlichen Nordsee gezeigt, dass Schweinswale während der Errichtung der ersten Windkraftanlagen das Gebiet zunächst im Umkreis von mehr als 20 Kilometern mieden, sagte Lucke.
Die Auswirkungen von "Alpha Ventus" auf die Meeresumwelt - Fische, Meeressäuger, Bodenorganismen sowie Rast- und Zugvögel - werden in Begleitstudien untersucht. Der Windpark war offiziell im April in Betrieb genommen worden.
Der Bau von Windenergieanlagen lasse wahrscheinlich künstliche Riffe entstehen, sagte BSH-Wissenschaftlerin Karoline Weber-Streidt. So habe sich an dem Fundament einer Forschungsplattform in direkter Nähe zu den Windrädern ein dichter Bewuchs mit Miesmuscheln, Seeanemonen und sogar Austern gebildet.