Ozonkiller Illegale FCKW-Quelle liegt offenbar in China

Ozonloch über der Arktis im Winter 1999/2000 (Archiv)
Foto: Nasa/ picture alliance / dpaTrotz eines weltweiten Verbots setzt Chinas Schaumstoffindustrie offenbar in großen Mengen illegale Chemikalien ein, die die Ozonschicht schädigen.
Laut Analysen der Umweltschutzorganisation Environmental Investigation Agency (EIA) wird in chinesischen Unternehmen der Ozonkiller Trichlorfluormethan (CFC-11) zum Aufschäumen von Kunststoffen genutzt. Die "weit verbreitete" Verwendung in China erkläre, warum der Stoff in der Atmosphäre seit 2012 langsamer sinkt, als durch die bestehenden Umweltregeln eigentlich zu erwarten wäre.
Forscher um Stephen Montzka von der National Oceanic and Atmospheric Administration in Boulder in den USA hatten in einer Studie aus dem Mai eine neue, illegale Quelle befürchtet, nachdem sie verdächtig hohe Messwerte der Chemikalie in der Atmosphäre entdeckt hatten. Die Recherchen der EIA in China bestätigen jetzt diese Erkenntnisse.
"Keine Einzelfälle"
Die EIA war in Kontakt mit 21 Firmen, von denen 18 aus zehn verschiedenen Provinzen bestätigt hätten, die illegale Chemikalie als Treibmittel für Bau- und Isolierschäume zu verwenden. Die Hersteller schweigen demnach über die Produktionsstätten und ändern die Standorte häufig, um behördlichen Inspektionen zu entgehen. Ein Industrieinsider beschreibt das als "Guerillataktik". Die EIA sorgt sich auch darum, dass der Stoff illegal exportiert wird.
"Es ist klar, dass es keine Einzelfälle sind, sondern allgemeine Praxis in der ganzen Industrie", so die Organisation. Der Grund: Trichlorfluormethan sei billiger und qualitativ besser als zulässige Alternativen. "Die Mehrheit der chinesischen Schaumstoffindustrie nutzt CFC-11 weiter wegen seiner besseren Qualität und des niedrigeren Preises." Ob weitere illegale FCKW-Quellen zu den im Mai bekanntgemachten Unregelmäßigkeiten beitragen, ist unklar.
Internationales Produktionsverbot für FCKW
Trichlorfluormethan gehört zu den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), die früher weltweit unter anderem als Kühlmittel und als Treibmittel in Spraydosen verwendet wurden. In den Siebzigerjahren erkannten Wissenschaftler, dass FCKW die schützende Ozonschicht in der höheren Atmosphäre schädigen können.
Nach der Entdeckung des Ozonlochs über der Antarktis im Jahr 1985 einigte sich die Staatengemeinschaft zwei Jahre später mit dem Montrealer Protokoll und folgenden Vereinbarungen auf eine drastische Reduzierung der FCKW. Seit 2010 gilt ein internationales Produktionsverbot für diese Stoffgruppe. Zwar regeneriert sich die Ozonschicht an den Polen langsam wieder, doch könnte der Einsatz von Trichlorfluormethan den Prozess schwer zurückwerfen.
Als Unterzeichner des Montrealer Protokolls von 1987 hat auch China Trichlorfluormethan verboten, doch sei die Umsetzung des Verbots eher schlecht, stellte die EIA fest. Die Produktion von CFC endete in Industrieländern 1996 und in Entwicklungsländern eigentlich 2010, läuft nach ihren Erkenntnissen aber in China illegal weiter.
Die Enthüllungen dürften somit bei dem Treffen der Vertreter des Montrealer Protokolls von 1987 für eine Reduzierung von ozonschädlichen Stoffen am Mittwoch in Wien Thema sein.