Prognose für 2100 Ostsee soll sich um drei bis fünf Grad erwärmen
Helsinki - Besonders im Sommer wird das Ostsee-Wasser wärmer werden als es heute ist. Im südlichen Teil des Binnenmeers könnten die Durchschnittstemperaturen um drei bis fünf Grad Celsius im Vergleich ansteigen. Natürlich ist dies nur eine Vorhersage, aber künftig werden die Ostsee-Anrainerstaaten genau diese Prognose für ihre Meeres-Schutzmaßnahmen berücksichtigen.
Die Helsinki-Umweltkommission (Helcom) bestätigte die Zahlen. Für die Prognose führten 80 Wissenschaftler aus 12 Ostseeländern ihre Daten über das zweitgrößte Brackwassermeer der Welt mit globalen Klimaprognosen zusammen.
Demnach ist die ökologisch besonders empfindliche Ostsee überdurchschnittlich stark von der globalen Erwärmung betroffen. Sie habe sich zwischen 1861 und dem Jahr 2000 mit 0,08 Grad pro Jahrzehnt deutlich mehr erwärmt als andere Meere, deren Temperaturanstieg im globalen Durchschnitt bei 0,05 Grad pro Jahrzehnt liege. Entsprechend hoch fallen die Vorhersagen für den Verlauf des Jahrhunderts aus.
"Im Norden und Osten der Ostsee wird es vor allem im Winter und in den südlichen Teilen im Sommer wärmer werden", sagte Hans-Jörg Isemer vom GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht. Wenn die Erwärmung tatsächlich in dem geschätzten Ausmaß eintreffe, werde sich die "grüne Jahreszeit" im Norden um 20 bis 50 Tage verlängern, in den südlichen Ostseebereichen sei sogar mit einer Verlängerung um 30 bis 90 Tage zu rechnen. In welcher Stärke sich das aber tatsächlich eintritt, hängt vom weiteren Ausstoß von Klimagasen ab.
Dramatische Veränderungen prognostizieren die Wissenschaftler für die Winter auf dem gesamten Binnenmeer: Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte es auch im Finnischen Meerbusen und vor der lettischen Hauptstadt Riga meist keine Eisbildung mehr geben. Schon in den zurück liegenden Hundert Jahren habe sich die Dauer der Eissaison um 14 bis 44 Tage verkürzt.
Im November wollen die Helcom-Staaten über die Schlussfolgerungen aus dieser Prognose beraten. Sie habe Konsequenzen für die Erhaltung der Artenvielfalt, den Kampf gegen Umweltgifte, gegen Überdüngung und die Folgen der Schifffahrt, hieß es in Helsinki.
stx/dpa