
Recyclingjacht "Flipflopi" auf großer Fahrt Das Boot ist einfach nur Müll

Neun Milliarden Tonnen Plastik sind bisher weltweit hergestellt worden, rund 4,5 Millionen Tonnen davon allein 2018 in Deutschland. Der größte Teil des Kunststoffs (79 Prozent) landet laut einem Uno-Bericht auf Müllhalden, in Ozeanen, Flüssen, Seen oder irgendwo in der Natur, wo es Dutzende, Hunderte, Tausende Jahre dauern kann, bis er komplett zersetzt ist - oder als Mikroplastik in die menschliche Nahrungskette gelangt. Diese lange Haltbarkeit von Plastikmüll nutzt eine Gruppe von Umweltschützern aus Kenia, um auf die Gefahren von Plastikmüll und den Nutzen des Recyclings hinzuweisen. Auf einem Segelboot aus Plastikmüll sind sie unterwegs nach Sansibar.
Die aus recyceltem Plastik und Kunststoffsandalen gefertigte "Flipflopi" stach am Sonntag in der kenianischen Küstenstadt Watamu in See (aufgebrochen ist die Crew bereits am 23. Januar von der kenianischen Insel Lamu). Vor ihr liegen 500 Kilometer bis nach Sansibar. Projektleiter und Initiator Dipesh Pabari sagte der Nachrichtenagentur AFP, die "Flipflopi" sei ein "Symbol dafür, dass man Plastik ein zweites Leben geben kann". Aus den Abfällen könne "so etwas Großartiges wie ein seetüchtiges Boot entstehen, es ist wirklich dumm, das Material nur als Einwegprodukt zu betrachten".
Von ihrer Bauart her entspricht die "Flipflopi" einer traditionellen Dau, wie sie vor allem vor den Küsten des Indischen Ozeans unterwegs sind: ein Mast mit einem großen trapezförmigen Segel. Doch anders als bei traditionellen Daus sind nur Mast und Baum aus Holz. Für den Rest des Bootes waren zehn Tonnen Plastik an Kenias Stränden und in Städten eingesammelt und geschreddert worden. Nur für die Verzierung des Rumpfs wurden unter anderem 30.000 bunte Flipflops verarbeitet.
Der Bau der "Flipflopi" war als Freiwilligenprojekt gestartet, das sich über Spenden finanzierte. Später schaltete sich das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) ein und stellte die Mittel für die Expedition zur Verfügung. Am 6. Februar wird die "Flipflopi" in Sansibar erwartet. Initiator Pabari bereitet derweil schon das nächste Projekt vor. Mit einem 20 Meter langen Boot aus Plastikabfällen will er bis nach Südafrika segeln.
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Flipflops: Auf der kenianischen Insel Lamu haben Bewohner ein Boot aus zehn Tonnen Plastikmüll gebaut. Sie nannten das Projekt "Flipflopi" - nach den bunten Schuhen, aus denen die Verkleidung des Rumpfs und anderer Teile besteht.
Die im traditionellen Baustil errichtete Dau strahlt durch die Verwendung der recycelten Schuhe in den Farben rot, grün, blau und gelb. Das bunte Boot stach am Samstag, dem internationalen Weltaufräumtag, erstmals in See.
Der einheimische Bootsbauer Ali Abdalla Skanda leitete die Arbeiten. Er freut sich über den Vorbildcharakter, den das Recyclingprojekt hat. Beim Bau des Bootes hätten sie Unterstützung aus der ganzen Welt gehabt.
Die Bewohner der Insel wollen mit ihrem Projekt auf die zunehmende Gefahr aufmerksam machen, den der Kunststoffmüll für die Meere darstellt.
Plastiktüten und anderer Müll treiben im Meer und werden zur tödlichen Falle für Tiere. Sie landen in den Mägen von Fischen, Delfinen und Walen, Schildkröten strangulieren sich an ihnen und Seevögel ersticken, wenn sie den Müll fressen. Kleinste Teile, sogenanntes Mikroplastik, gelangen in die Nahrungskette.
Kenia hat seit einiger Zeit den Kampf gegen den Plastikmüll aufgenommen. In dem afrikanischen Land ist seit vergangenem Jahr der Gebrauch von Plastiktüten bei hohen Strafen verboten. Es droht Gefängnis bis zu vier Jahren.
"Wir hoffen, dass die Menschen überall auf der Welt durch unser schönes vielfarbiges Boot inspiriert werden und ihre eigenen Wege finden, um gebrauchtes Plastik wiederzuverwenden", sagte Ben Morrison, der Gründer des Flipflopi-Projekts.
Kenias Tourismusminister lobte das Team beim Stapellauf des Bootes. Lamu im nördlichen Küstenabschnitt des Landes gilt als geschütztes Weltkulturerbe und ist bei einheimischen und ausländischen Besuchern sehr beliebt. Der Tourismus ist für Kenia eine wichtige Einnahmequelle.
Ali Abdalla Skanda auf dem Deck der "Flipflopi".
In Sansibar wird das Boot am 6. Februar erwartet.
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