Wirkung der Natur auf den Menschen Parks statt Psychopharmaka

Forschende aus Finnland haben herausgefunden: Der Besuch einer Grünfläche senkt die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen zu bestimmten Medikamenten greifen. Eine Gruppe profitiert besonders.
Kann ein Waldspaziergang Psychopharmaka ersetzen?

Kann ein Waldspaziergang Psychopharmaka ersetzen?

Foto: Carina König / EyeEm / Getty Images

Ein Picknick im Park, Gärtnern im Schrebergarten oder bloß ein Waldspaziergang: Dass Grünflächen guttun, ist schon lange bekannt. Nun haben Forschende aus Finnland herausgefunden: Ein Besuch im Grünen senkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen zu Psychopharmaka greifen. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin »Occupational & Environmental Medicine « veröffentlicht.

Wer drei- bis viermal pro Woche ins Grüne geht, bei dem verringert sich die Chance, Medikamente gegen psychische Belastungen zu nehmen, um ein Drittel. Die Forscher untersuchten auch Medikamente gegen Bluthochdruck und Asthma. Auch hier reduzierte sich die Chance, sie einzunehmen, um etwa ein Drittel und ein Viertel, wenn die Probanden regelmäßig Grünflächen besuchten.

Um den Zusammenhang zu untersuchen, nutzten die Forscher des finnischen Instituts für Gesundheit und Wohlergehen Daten von 16.000 Menschen, die in der Hauptstadt Helsinki oder in der Region leben. Die Daten stammen aus den Jahren 2015 und 2016. Die Probanden hatten damals umfangreiche Fragebögen ausgefüllt. Unter anderem mussten sie angeben, wie häufig sie in warmen Monaten – Mai bis September – Grünflächen aufsuchten, also Parks, Wälder, Friedhöfe, Wiesen, Zoos und Gärten. Sie mussten auch ankreuzen, ob sie aktuell oder im letzten Jahr bestimmte Medikamente eingenommen hatten: gegen Angstzustände, Schlaflosigkeit und Depressionen, gegen Bluthochdruck und Asthma.

Effekt bei Menschen mit geringem Einkommen am größten

Die Forschenden fanden eine starke Korrelation zwischen dem Besuch von Grünflächen und der Einnahme der Medikamente. Man könnte also sagen: je mehr Natur, desto weniger Pillen.

Ein überraschender Befund: Der Zusammenhang war am stärksten bei Menschen mit einem niedrigen jährlichen Haushaltseinkommen. Das könnte daran liegen, dass Menschen mit einem geringeren Einkommen insgesamt weniger gesundheitsfördernde Ressourcen zur Verfügung stehen: Abos für Fitnessstudios oder Yogakurse zum Beispiel. Ein Spaziergang durch den Park könnte dadurch einen bedeutenderen Effekt haben.

Die Ergebnisse decken sich mit einer Vielzahl bisheriger Befunde: Waldspaziergänge stärken das Herz-Kreislauf-System, eine halbe Stunde in der Natur genügt, um Stress messbar zu reduzieren, auf Pflanzen zu schauen oder Vögeln zuzuhören, hilft sogar gegen Einsamkeit.

Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss: »Diese zunehmenden wissenschaftlichen Beweise könnten das Angebot an hochwertigen Grünflächen in städtischen Umgebungen fördern. Das könnte eine Möglichkeit sein, die Gesundheit und das Wohlbefinden in den Städten zu verbessern.«

AKL
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