Pterosaurier Forscher entdecken historischen Tiefflieger
Seit mehr als 200 Jahren beschäftigen sie die Forschung, doch noch immer ist über Pterosaurier wenig bekannt. Die fliegenden Verwandten der Dinosaurier gelten als weitgehend unerforscht - und sind daher stets für eine Überraschung gut. So hatten erst vor kurzem Wissenschaftler Hinweise darauf entdeckt, dass sich die Flugsaurier am Boden auf vier Beinen fortbewegten. Sie hätten daher eher Fledermäusen als Vögeln geähnelt.
Doch auch ihr Verhalten in der Luft stellt Paläontologen vor Rätsel. Bislang scheint nur bekannt, dass die Pterosaurier in ihrem Lebensraum äußerst erfolgreich waren und innerhalb kurzer Zeit alle Kontinente besiedeln konnten. Ohne Konkurrenten in der Luft entwickelten die fliegenden Urtiere einen immensen Reichtum an Formen und Größen. So war die kleinste der bislang rund 120 bekannten Arten nicht viel größer als eine Amsel, die größten Flugsaurier erreichten dagegen eine Spannweite von etwa zwölf Metern.
Die ersten Spuren der Pterosaurier sind rund 215 Millionen Jahren alt und stammen aus der Zeit des Trias. 150 Millionen Jahre lang beherrschten die Tiere die Lüfte, bevor sie am Ende der Kreidezeit ausstarben. Zwar lebten die Pterosaurier damit genau zu der Zeit, als die Dinosaurier den Höhepunkt ihrer Macht erreicht hatten - und entsprechend viele Fossilien davon Zeugnis ablegen. Auf Grund ihrer zerbrechlichen Knochen haben die Pterosaurier allerdings kaum Spuren hinterlassen; noch bevor die meisten Knochen zu Fossilien werden konnten, waren sie zu Staub zerfallen.
Doch ein neuer Fund könnte jetzt Licht ins Dunkel der Pterosaurier-Geschichte bringen. In Brasilien sind Paläontologen auf den Schädel einer bislang unbekannten Art gestoßen, den Thalassodromeus sethi. Der Saurier unterschiedet sich, wie Alexander Kellner von der Universidade Federal im brasilianischen Rio de Janeiro im US-Wissenschaftsmagazin "Science" berichtet, dabei an mehreren markanten Stellen von seinen bislang bekannten Zeitgenossen.
So deutet die verräterische Schädelform des Thalassodromeus sethi darauf hin, dass die fliegende Echse die Tage damit verbrachte, über der Oberfläche von Seen oder Meeren ihre Bahnen zu ziehen. Von Zeit zu Zeit pflügte der Saurier dann mit seinem dominanten Schnabel durch das Wasser - immer auf der Suche nach Nahrung. Offensichtlich war die Nahrungssuche erfolgreich. Kellner, der zusammen mit Diogenes de Almeida Campos den knapp eineinhalb Meter langen Schädel untersucht hat, schätzt, dass der Pterosaurier seinen vergrößerten Gaumen dazu benutze, um die aus dem Wasser gezogenen Fische bis zum endgültigen Verzehr zwischenzulagern.
Zumindest deuten die Körpermerkmale auf ein entsprechendes Verhalten hin: Ein stromlinienförmiger, messerartiger Kopf, charakteristische Krallen - alles Eigenschaften, die auch bei heute noch lebenden Vögeln anzutreffen sind. So weist der Scherenschnabel (Rynchops niger) fast dieselben Merkmale auf, und der knapp 50 Zentimeter große Wasservogel kann sich in seinem Lebensraum, in flachen, schmalen Buchten, in Lagunen und in Flussmündungen, gut behaupten. Auf ihren Beutezügen lassen die eleganten Vögel den imposanten Unterkiefer durch das Wasser gleiten, so lange, bis sie genügend Plankton und Kleintiere aufnehmen konnten - oder auf diese Weise einen Fisch gefangen haben.
Daneben konnten die Forscher erstmals bei einem Pterosaurier entlang des Kamms ein ausgeprägtes Geflecht von Blutgefäßen ausmachen. Offensichtlich sorgten die Adern dafür, dass der seltsame Flugsaurier seine Körpertemperatur immer den äußeren Verhältnissen anpassen konnte. Die große Fläche des Kammes diente dabei als eine Art Wärmeaustauscher, über den mittels Konvektion überschüssige, beispielsweise bei der Jagd entstehende Körperwärme abgeführt werden konnte. Zudem könnte der Kamm die Aerodynamik des Flugsauriers verbessert und den Tieren bei der gegenseitigen Wiedererkennung geholfen haben.