Rapide Schmelze In 20 Jahren sind Afrikas tropische Gletscher weg

Das dritthöchste Bergmassiv Afrikas wird bald eisfrei sein. Beobachtungen zeigen die Schrumpfung. Binnen zweier Jahrzehnte wird das letzte Eis südlich der Sahara geschmolzen sein, haben Wissenschaftler durch die Analyse von Satellitenfotos und mit Hilfe von Vermessungen errechnet.

Im tropischen Afrika wird es bald keine Gletscher mehr geben. Am ostafrikanischen Ruwenzori-Massiv haben Forscher einen massiven Rückgang festgestellt - und diese Schmelze mathematisch in die Zukunft verlängert. Zwanzig Jahre dauert es noch, so kam dabei heraus, dann sind die letzten weißen Kappen südlich der Sahara verschwunden.

Der Ruwenzori Grenze zwischen Uganda und der Demokratischen Republik Kongo ist bei den Einheimischen als "Regenmacher" bekannt und das dritthöchste Bergmassiv Afrikas. Da auch bei den einzigen beiden höheren Bergen, dem Kilimandscharo an der Grenze zwischen Kenia und Tansania und dem Mount Kenia eine dramatische Gletscherschmelze festgestellt wurde, werde der gesamte Tropengürtel des afrikanischen Kontinents bald eisfrei sein: Ein Rückgang, der "folgerichtig in den allgemein rückläufigen Trend des zwanzigsten Jahrhunderts" passe.

Das schreiben britische und ugandische Wissenschaftler um Richard Taylor vom University College London im Fachmagazin "Geophysical Research Letters". Klimaveränderungen seien die Ursache der Schmelze. Am Ruwenzori sei eine eindeutige Zunahme der Lufttemperaturen seit 1960 nachgewiesen worden, und zwar rund ein halbes Grad Celsius pro Jahrzehnt.

Hoffnung für die weißen Kappen des Ruwenzori-Massiv sieht Taylor nicht. "Nein, ich denke nicht, dass die Gletscher sich erholen können. Eine Umkehr des Temperaturanstiegs ist einfach zu unwahrscheinlich", sagte er zu SPIEGEL ONLINE. "Höchstens verlangsamen könnte sich die Schmelze noch, abhängig vom weiteren Ausstoß an Treibhaus-Gasen."

Das von dichten Regenwäldern bedeckte Massiv liegt nur wenige Kilometer nördlich des Äquators und wurde bereits vor fast 2000 Jahren auf den Landkarten des griechischen Gelehrten und Geographen Ptolemäus als "Mondgebirge" erwähnt. Vor 100 Jahren, als die Gletscher des Massivs erstmals erforscht wurden, bedeckten noch etwa 6,5 Quadratkilometer Eis das Massiv.

Heute ist davon nur noch etwa ein halber Quadratkilometer übrig, fanden die Forscher anhand von Feldstudien und Satellitendaten heraus. Dabei hat sich die Eisfläche allein zwischen 1987 und 2003 halbiert. Nur drei Gipfel in dem Massiv sind gegenwärtig noch von Eis bedeckt, sie tragen die Namen Stanley, Speke und Baker. Projiziere man den zwischen 1906 und heute gemessenen Rückgang in die Zukunft fort, so bleibe dem Eis auf dem Ruwenzori nur mehr zwei Jahrzehnte.

Ob mit dem Temperaturanstieg auch eine Veränderung der Niederschlagsmengen in diesem Teil Afrikas einhergeht, sei noch offen, schreiben Taylor und seine Kollegen.

stx/ddp

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