

Hamburg - Viele Pflanzen locken Bestäuber, wie Bienen oder Vögel, mit kräftigen Blütenfarben an. Solche Signale aber nutzen nichts, wenn eine Pflanze Fledermäuse für sich gewinnen will. Denn die Tiere setzen bei der Nahrungssuche weniger auf ihren Sehsinn als auf ihr akustisches Echoortungssystem.
Kletterpflanzen im Regenwald Kubas haben daher schüsselförmiger Blätter entwickelt, mit denen sie Fledermäuse auf sich aufmerksam machen. Die Blätter reflektieren die Ultraschallrufe der Fledermäuse so, dass sie sich vom Hintergrundrauschen besonders gut abheben, berichten Wissenschaftler aus Deutschland und England im Fachblatt "Science".
Manche Fledermausarten kommen wegen der klaren Echos sehr schnell bei der Pflanze Marcgravia evenia an. Dort trinken sie Nektar und agieren quasi nebenbei auch als Bestäuber, berichten Ralph Simon von der Universität Ulm und seine Mitarbeiter aus Erlangen und Bristol.
Marcgravia evenia bildet mit ihrer Blüte ein speziell geformtes Blatt aus, manchmal sind es auch zwei. Die Stile dieser Blätter sind verdreht, so dass die konkav geformte Blattfläche sich nähernden Fledermäusen entgegen gerichtet ist. Als erstes zeigten die Forscher, dass aufgrund dieser Blattform die Ultraschallrufe der Fledermäuse ein besonders lautes Echo erzeugen, das in alle Richtungen ausgesendet wird und sich von den Echosignalen anderer Blätter deutlich erkennbar abhebt.
In einem zweiten Versuchsteil trainierten die Forscher Blütenfledermäuse darauf, einen kleinen Futterspender inmitten eines künstlichen Laubwaldes aufzuspüren. Einer dieser Spender war mit der Nachbildung eines herkömmlichen Blattes versehen, ein zweiter mit dem speziell geformten Blatt der Kletterpflanze. Ein dritter stand für sich allein. Die Fledermäuse fanden den Futterspender mit dem schüsselförmigen Blatt doppelt so schnell wie den ohne Blatt. Das normale Blatt verkürzte die Futtersuche nur minimal.
Die ungewöhnliche Blattform schränke dessen Photosyntheseleistung ein, schreiben die Forscher. Und dennoch zahle sich die Anpassung aus: Die Pflanzen kämen im Regenwald nicht sehr häufig vor und seien für ihre Fortpflanzung darauf angewiesen, Bestäuber anzulocken, die bei der Nahrungssuche weitere Strecken zurücklegten. Für die Fledermäuse sei es ein Vorteil, nektartragende Pflanzen möglichst zielstrebig anfliegen zu können. Sie müssen in einer einzigen Nacht Hunderte von Pflanzen besuchen, um ihren Energiebedarf zu decken.
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Blütenstand von Marcgravia evenia: Die im Regenwald heimische Kletterpflanze setzt darauf, dass Fledermäuse ihre Pollen weitertragen. Daher hat die Pflanze eine spezielle Taktik entwickelt, um die Tiere anzulocken.
Lockendes Echo (grafische Darstellung): Schüsselförmige Blätter werfen die Ultraschallrufe der Fledermäuse besonders gut zurück. Daher orten die Tiere diese Pflanzen sehr schnell, wie Forscher jetzt ermittelt haben.
Regenwald im Südosten Kubas: Die Kletterpflanzen der Art Marcgravia evenia kommen im Regenwald nicht sehr häufig vor. Sie sind für ihre Fortpflanzung darauf angewiesen, Bestäuber anzulocken, die bei der Nahrungssuche weitere Strecken zurücklegten, berichten die Wissenschaftler.
Marcgravia evenia: Für die Fledermäuse ist es ein Vorteil, solche nektartragenden Pflanzen möglichst zielstrebig anfliegen zu können. Sie müssen in einer einzigen Nacht Hunderte von Pflanzen besuchen, um ihren Energiebedarf zu decken.
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