Rekordverdächtig 140 Jahre alter Wal strandet in Dänemark

Vom Alter gezeichnet ist ein Finnwal im dänischen Vejlefjord verendet: Forscher diagnostizierten Gicht und Arthrose bei dem Methusalem. Nun ist er auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte.
Finnwal: Im hohen Alter im Vejlefjord verendet

Finnwal: Im hohen Alter im Vejlefjord verendet

Foto: Abdi Hedayat/ dpa

Kopenhagen - Ein im Sommer im dänischen Vejlefjord gestrandeter Finnwal war keineswegs ein kräftiges Jungtier, wie zunächst angenommen. Vielmehr handelte es sich um einen rekordverdächtigen Methusalem mit mehr als hundert Jahren auf dem Buckel. "Wir haben ein Alter zwischen 130 und 140 Jahren ermittelt. Der älteste bisher registrierte Finnwal war 116 Jahre alt", sagt Abdi Hedayat vom Naturhistorischen Museum in Kopenhagen. Der Konservator hat das Skelett des Mitte Juni verendeten Meeressäugers präpariert, damit es demnächst ausgestellt werden kann.

Das Tier hatte sich in den viel zu seichten Fjord am dänischen Kattegatt verirrt. Zwar konnten Freiwillige das 17 Meter lange und 24 Tonnen schwere Tier nach dem Stranden zeitweise wieder in tieferes Wasser bugsieren. Aber die Kräfte des alten Wales reichten nicht mehr für die endgültigen Rückkehr in offene Gewässer. Schon damals meinten Experten, der Finnwal müsse krank sein.

Und eben auch altersschwach, wie die Untersuchungen an den Augen ergaben. Durch die chemische Analyse der Aminosäuren in der Augenlinse grenzte eine dänische Spezialistin das Lebensalter des Finnwals auf 130 bis 140 Jahre ein. Für Hedayat, der die nach Kopenhagen transportierten Knochen als erster untersuchte, bestätigte sich dieses Bild durch augenscheinliche Altersprobleme, mit denen auch Menschen zu kämpfen haben: "Es sieht ganz so aus, als habe der Wal an Arthrose gelitten."

Außer dieser altersbedingten Form von Gicht sei auch Knochenschwund (Osteoporose) zu vermuten. Mit 17 Metern war der männliche Wal deutlich kleiner als viele seiner bis zu 24 Meter langen Art- und Geschlechtsgenossen. Finnwale sind nach den Blauwalen die größten Tiere der Welt. "Dieser war wohl doch schon ziemlich eingeschrumpft", meinte Hadayat. Genauen Aufschluss sollen Untersuchungen im Universitätskrankenhaus Århus bringen.

Danach wird das Skelett wieder komplett zusammengesetzt und zuerst in Vejle ausgestellt, wo der Wal sein trauriges Ende fand. Anschließend geht es für das vier Tonnen schwere Knochengerüst wieder nach Kopenhagen zur endgültigen Ruhestätte im Naturhistorischen Museum. Dort können die Besucher schon jetzt die Skelette eines Grönlandwals und eines Pottwals bewundern.

boj/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten