Kampf gegen Rindertuberkulose Zehntausende Dachse sollen in England getötet werden

Die britische Umweltbehörde hat einen Plan veröffentlicht, wie die Ausbreitung der Rindertuberkulose eingedämmt werden soll. Dafür müssen 70 Prozent der Dachse in England sterben.
Der Europäische Dachs lebt gern in hügeligen Waldlandschaften. Kommt er mit Nutztieren in Kontakt, kann er Krankheiten übertragen

Der Europäische Dachs lebt gern in hügeligen Waldlandschaften. Kommt er mit Nutztieren in Kontakt, kann er Krankheiten übertragen

Foto: Philippe Clément / Arterra / Universal Images Group / Getty Images

Dachse sind geschützte Tiere, auch in Großbritannien. Aber: Die schwarz-weißen Raubtiere können eine ansteckende Krankheit auf Nutztiere übertragen, die sogenannte Rindertuberkulose. Deshalb hat die britische Behörde Natural England, die zum Department für Umwelt, Ernährung und Landwirtschaft gehört, mehrere Gebiete ausgewiesen , in denen die Dachse nun gekeult – also vorsorglich getötet – werden sollen.

Tötungslizenzen für 76.000 Dachse erteilt

Konkret wies die Behörde sieben neue Regionen aus, innerhalb der Grafschaften Hampshire, Berkshire, Staffordshire, Worcestershire, Oxfordshire und in zwei Teilen von Shropshire. Für weitere 33 Gebiete gibt es bereits Vorgaben zur Tötung von Dachsen.

In den neu bestimmten Gebieten sollen demnach 5.300 bis 7.300 Tiere gekeult werden, insgesamt ist geplant, die englische Dachspopulation in diesem Jahr um 76.000 Tiere zu verringern – rund 70 Prozent des Bestandes.

Seit 2013 werden in Großbritannien in bestimmten Gebieten Lizenzen für Jäger ausgegeben, die die Dachse töten sollen. Noch im Mai hatte der britische Umweltminister George Eustice bekannt gegeben, dass die Keulung der Dachse ab 2022 beendet werden soll und keine Lizenzen mehr verteilt würden. »Niemand will die Keulung einer geschützten Art auf unbestimmte Zeit fortsetzen«, hatte er gesagt. Der Minister hatte allerdings auch auf die dramatischen Auswirkungen der Rindertuberkulose hingewiesen: Die Krankheit stelle eine der »schwierigsten und unlösbarsten Herausforderungen im Bereich der Tiergesundheit« in Großbritannien dar.

Nach Angaben der britischen Regierung kosten die Schutzmaßnahmen 100 Millionen Pfund pro Jahr. Das liege vor allem daran, dass jährlich mehrere Zehntausend Nutztiere getötet werden müssen, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Derzeit werden auch Impfungen für Rinder getestet. Die britische Regierung hofft, dass der Impfstoff bis 2025 eingeführt werden kann. Auch bessere Tests sollen helfen.

Wie wirksam ist das Keulen der Dachse wirklich?

Am Vorgehen der britischen Regierung gibt es auch Kritik: Umweltschutzorganisationen bemängeln zum Beispiel, dass die Behörden bislang keine Beweise dafür vorlegen konnten, dass das Keulen der Dachse tatsächlich zu einer Eindämmung der Krankheit geführt hat.

Die Rindertuberkulose hatte in Großbritannien erst kürzlich für Schlagzeilen gesorgt, als das erkrankte Alpaka Geronimo auf Befehl der britischen Regierung getötet werden musste.

vki/dpa
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