Größte Raubkatze der Welt Starker Schneefall wird zur Gefahr für den Sibirischen Tiger

Nur noch rund 600 Amurtiger leben in freier Wildbahn. Nun macht hoher Schnee den Tieren im Osten Russlands zu schaffen: Sie finden zu wenig Nahrung – und werden leicht zum Ziel von Wilderern.
Der Amurtiger (lateinisch: Panthera tigris altaica) ist in freier Wildnis selten geworden

Der Amurtiger (lateinisch: Panthera tigris altaica) ist in freier Wildnis selten geworden

Foto: Andy Rouse / Nature Picture Library / IMAGO

Die größte Wildkatze der Welt ist seit Jahren gefährdet – und nun kommt auch noch ungewöhnlich viel Schnee dazu. Im äußersten Osten Russlands erschweren extreme Schneemassen dem Amurtiger, der allgemein als Sibirischer Tiger bekannt ist, die Suche nach Nahrung. Das teilte die Umweltorganisation World Wildlife Fund for Nature (WWF)  mit.

Schon zum Start der Wintersaison gebe es 50 bis 80 Zentimeter Tiefschnee in den tieferen Lagen, in den Bergen sei die Schneedecke teils mehr als einen Meter dick. Viele Tiere fänden kein Durchkommen und könnten nicht bis zum Frühjahr überleben – das gelte weniger für den Tiger als für andere Wildtiere wie Rehe, Sikahirsche und Wildschweine. Aber als ausgeprägter Fleischfresser ist der Amurtiger auf Beutetiere angewiesen.

Der Tiger braucht zehn Kilogramm Fleisch pro Tag

Nach WWF-Angaben braucht die größte Raubkatze der Welt durchschnittlich etwa zehn Kilogramm Fleisch pro Tag. Die Jagdquote eines ausgewachsenen Sibirischen Tigers lasse sich mit einem größeren Huftier pro Woche angeben. Wenn also seine Beutetiere im Schnee verenden, muss auch der Tiger Hunger leiden.

Und der Schnee erschwere nicht nur die Nahrungssuche. »Wilderer haben sich die Notsituation bereits zunutze gemacht und sind auf illegale Jagd gegangen«, sagte Markus Radday, Russland-Referent und Projektleiter beim WWF Deutschland. Wilderern, die illegal Jagd auf Amurtiger machen, drohen hohe Haft- und Geldstrafen. Zuletzt habe die russische Polizei Ende November einen erschossenen Tiger in einem Wald der Region Primorje gefunden. Ein Strafverfahren sei eingeleitet worden.

Neben einer erhöhten Gefahr durch Wilderer sei zudem zu befürchten, dass es vermehrt zu Konfliktsituationen zwischen Menschen und Tigern kommen werde. Auf der Suche nach Nahrung könnten Tiger und andere Wildtiere viel weiter in besiedelte Gebiete vordringen, als sie es unter normalen Umständen tun würden.

Bereits jetzt stelle die örtliche Bevölkerung eine Zunahme der Aktivitäten der Großkatzen fest. Expertenteams überwachten in den besonders betroffenen Regionen rund um die Stadt Chabarowsk und in der autonomen Verwaltungsregion Jewreiskaja Awtonomnaja Oblast die Lage.

Ein Amurtiger kann 325 Kilogramm schwer werden

Die Zahl der besonders streng geschützten Amurtiger wird auf rund 600 Exemplare geschätzt. Die Tiere, die zu einer von fünf Tigerunterarten zählen, leben vor allem in der Amur-Region im äußersten Osten Russlands unweit der Pazifikküste. Bedingt durch die massive Einflussnahme des Menschen ist das heutige Verbreitungsgebiet des Tigers nur mehr rund 200.000 Quadratkilometer groß.

Ein ausgewachsenes Männchen kann bis zu 325 Kilogramm schwer werden und eine Länge von bis zu 2,2 Metern erreichen, zuzüglich Schwanz. Sein dichtes Fell schützt den Sibirischen Tiger bei Temperaturen von bis zu minus 45 Grad Celsius vor Unterkühlung.

vki/dpa
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