Satellitenbild der Woche Das Auge der Sahara
Im Westen Afrikas klafft ein riesiger Krater: Ist hier ein Meteorit eingeschlagen? Ein Vulkan ausgebrochen? Die Wissenschaft stand lange vor einem Rätsel.
Auge der Sahara
Foto: NASA/ GSFC/ MITI/ ERSDAC/ JAROS/ U.S./ Japan ASTER Science TeamKlar, manche halten das Rund für die Reste des legendären Atlantis, doch die Sache ist interessanter - und komplizierter. Das riesige Gebilde in Mauretanien blieb unentdeckt, weil es erst aus großer Höhe sichtbar wird. Wer hindurch wandert, ahnt nicht, dass er das Auge der Sahara quert.
Als Wissenschaftler vor fünfzig Jahren erste Aufnahmen der Sahara aus dem Weltall auswerteten, glaubten sie in der Wüste einen Meteoritenkrater zu erkennen. Geologen zogen los, um der "Guelb er Richat" (zu Deutsch: Richat-Struktur) Gesteinsproben zu entnehmen.
Guelb er Richat in der Sahara - ganz rechts im Bild
Foto: ESAIhre Erkenntnis überraschte: Guelb er Richat ist kein Meteoritenkrater, es fehlen Spuren aus dem All.
Fortan meinten Wissenschaftler, es müsste sich um einen Vulkankrater handeln, doch auch diese Theorie ging nicht auf. Allzu auffällig war, dass Wind und Wetter das Gestein geschliffen hatten, das Auge also auch ein Produkt der Erosion war.
Beides könnte stimmen. Der aktuellen Theorie zufolge begann die Entstehung des Auges vor mehr als hundert Millionen Jahren, als fast das gesamte Festland der Erde zu einem einzigen Kontinent - Pangäa - vereint war.
Gewaltige Magmablasen drängten nach oben, zerrissen den Großkontinent; seine Bruchstücke bilden die heutigen Kontinente. Unter der Sahara aber bliebt das Magma stecken. Es wölbte den Boden zu einer Beule, wobei das Gestein entlang konzentrischer Linien brach.
Die Brüche verliefen meist an den Übergängen von einem Gestein zum anderen, die Grenzen fungierten als Sollbruchstellen. Später gab es in der Guelb er Richat doch noch eine Lavaeruption - das blassere Innere des Auges besteht aus Vulkangestein.
Dutzende Millionen Jahre schliffen Sandwinde und Regen das Gestein, dessen Unterschiede folglich immer deutlicher wurden: Die weicheren Regionen erodierten stärker, sodass der Kontrast der Ringe größer wurde - das Auge der Sahara trat hervor.
Es dient Astronauten nun als Orientierungshilfe. Aus der Monotonie der Wüste ragt das Auge der Sahara als Landmarke hervor.
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