Satellitenbild der Woche Das Ende des Wilkins-Eisschelfs
Ende Februar begann der Anfang vom das Ende des Wilkins-Schelfs: Gewaltige Teile der insgesamt 13.000 Quadratkilometer großen Eisfläche zerbröselten in zahlreiche kleine Stücke und eine Reihe gewaltiger Eisberge - darunter ein 41 mal 2,5 Kilometer messender Brocken.
Nachdem auf Satellitenbildern die beginnende Auflösung des Eisschelfs entdeckt worden war, richteten Forscherteams in aller Welt ihre Satellitenkameras auf die Antarktis, um das Geschehen zu beobachten. Innerhalb von 24 Stunden hatte sich das gesamte Schelf zerlegt und trieb in den Ozean hinaus - ein atemberaubendes Tempo verglichen mit der Fließgeschwindigkeit der Gletscher, die hinter den Schelfeisen auf dem Festland liegen und sich mitunter nur um einige Dutzend Meter pro Jahr fortbewegen.
Ein hochauflösendes Bild des taiwanesischen Satelliten "Formosat-2" vom 8. März zeigt zahlreiche unterschiedlich große Bruchstücke des Wilkins-Schelfs (siehe Fotostrecke). Die großen Eisberge - viele von ihnen sind mehrere hundert Meter lang - haben meist glatte Oberflächen, was bedeutet, dass sie dank ihrer Form stabil im Wasser liegen. Andere Brocken sind umgekippt, so dass Teile der ehemaligen Unterseite des Eisschelfs nun als zerklüftete Klumpen in den Himmel ragen.
Forscher führen Auflösung auf Klimawandel zurück
Das Wilkins-Schelf ist nicht das erste seiner Art, das auf dramatische Weise verloren geht. In den vergangenen Jahren waren zwei große Teile des in der Nähe gelegenen Larsen-Eisschelfs zerfallen. Es begann mit dem 75 Kilometer langen und 37 Kilometer breiten Schelf Larsen A 1995. Im März 2002 beobachtete ein Nasa-Satellit die Auflösung von Larsen B, einer Menge von 720 Milliarden Tonnen Eis.
Zwar gehört das Abbrechen großer Eisstücke von den Kanten der Schelfs zu den natürlichen Vorgängen in der Antarktis. Doch seit Mitte der neunziger Jahre beobachten Wissenschaftler eine neuartige Entwicklung: die schnelle Auflösung riesiger Eisflächen in kleine Teile. Forscher führen das auch auf die globale Erwärmung zurück. In den vergangenen 50 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in der Antarktis alle zehn Jahre um etwa ein halbes Grad gestiegen - schneller als irgendwo sonst auf der Welt.
Forscher gehen davon aus, dass sich die Eisschmelze in der Antarktis zum Teil selbst verstärkt: Wenn sich auf der Eisfläche Schmelzwassertümpel bilden, erwärmen sie sich durch das Sonnenlicht schneller als die Umgebung. Das Wasser kann sich durch bereits vorhandene Spalten fressen und das Eis spalten wie ein Holzkeil einen Baumstamm.
Schon seit Jahren beobachten Forscher an bestimmten Punkten der Antarktis ein verstärktes Abschmelzen. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichten Wissenschaftler neue Daten über die rapide Gletscherschmelze in der westlichen Antarktis: Sie zeigen, dass das Schrumpfen des Eispanzers in den vergangenen Jahrtausenden auf den Menschen zurückzuführen ist.
mbe