Satellitenbild der Woche Eisgigant schmilzt im Südatlantik

Ein riesiger Eisberg, siebenmal größer als Liechtenstein, schmilzt im Südatlantik vor sich hin. Vor kurzem war er noch Teil einer gigantischen Eisplatte. An seinem Beispiel wollen Wissenschaftler den Einfluss des Klimawandels auf die Eislandschaften der Antarktis untersuchen.

Vor vier Jahren hat sich ein mächtiger Eisberg von einer großen Eisplatte abgespalten und treibt nun im Südatlantik. Seine Abmessungen sind gewaltig: Mit 50 mal 22 Kilometern besitzt er fast die siebenfache Fläche Liechtensteins. Doch sein Schicksal scheint besiegelt: Hellblaue Flecken auf einem aktuellen Satellitenbild zeigen, dass der Gigant schrumpft.

Aufgrund der hohen Sommertemperaturen gehen Wissenschaftler davon aus, dass der Eisberg mit der Bezeichnung A53a schon in den nächsten Monaten zusammenstürzen wird. "Er könnte ganz plötzlich zu vielen kleinen blauen Mini-Eisbergen auseinanderbröseln, die dann auf dem Ozean treiben", sagte Ted Scambos vom National Snow and Ice Data Center in Colorado.

Der weiße Riese wurde von der Internationalen Raumstation ISS aus im Januar dieses Jahres fotografiert (oberes Bild). Zu dieser Zeit befand er sich südwestlich der South Georgia Islands, etwa 1400 Kilometer östlich der Falklandinseln. Ende 2004 gehörte der Eisbrocken noch zum Larsen-Eisschelf (unteres Bild). Die Platte besteht aus insgesamt drei Teilen (A, B und C), die sich von Norden nach Süden entlang der Ostseite der Antarktischen Halbinsel erstrecken.

Der Anstieg der dortigen Durchschnittstemperaturen um 2,5 Grad in den vergangenen 50 Jahren hat nach Meinung von Experten das Auseinanderbrechen des Larsen-A- und -B-Eisschelfs verursacht. Ersteres ist bereits im Januar 1995 nahezu vollständig zerfallen.

Schelfeisschmelze im Zeitraffer

Das zweite Bild entstand kurz vor der Abspaltung des Eisbergs A53a. Damals hatten die weißlichen Risse, zu erkennen in der Bildmitte, das Eis noch nicht vollkommen durchtrennt. Die hochauflösende Fotografien der ISS-Besatzung zeigen Wissenschaftlern, wie stark die antarktischen Eislandschaften von den klimatischen Veränderungen betroffen sind.

Wenn riesige Eismassen in wärmere Gewässer abtreiben, schmelzen sie rasend schnell. Was in der Antarktis Jahrzehnte dauern würde, kann in Gegenden um den südlichen 50. Breitengrad schon innerhalb von Monaten passieren. Wissenschaftler können so quasi im Zeitraffer beobachten, welche Prozesse beim Auseinanderbrechen von Schelfeis stattfinden.

Die Eisberge sind aber auch Nahrungsquellen für Meeresbewohner. Sie tragen Gesteinsmaterial aus der Antarktis mit sich, das durch die Bewegung der Eisgiganten zermalmt wurde. Auch feiner Staub, der aus Afrika, Südamerika und Australien herübergeweht wurde, hat sich auf dem Eis niedergelassen. Die puderigen Steinpartikel dienen Meeresbewohnern als Nährstoffquelle. Wenn die mit Sediment beladenen Eisberge schmelzen, reichern sie das Meerwasser mit Mineralien an. Ein deutlich größeres Wassergebiet wird jedoch mit Nährstoffen versorgt, wenn ein Riesen-Eisberg in viele kleine Teile zersplittert.

nis

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