Satellitenbild der Woche Riesen-Eisberg in der Antarktis losgebrochen

In der Antarktis hat sich ein gigantischer Eisberg von einer Gletscherzunge gelöst. Seine Fläche entspricht nahezu der von New York City. Ein aktuelles Satellitenbild zeigt den Riesen kurz nach dem Abbruch.

Der Pine-Island-Gletscher ist der größte seiner Art im westantarktischen Eisschild. An manchen Stellen ist er zweieinhalb Kilometer dick. Der Boden des Tals, durch das er fließt, liegt bis zu 1500 Meter unter dem Meeresspiegel. Doch nicht nur seine gewaltige Größe macht den Pine-Island-Gletscher für Wissenschaftler interessant: Er transportiert auch Eis tief aus dem Inneren des Eisschilds zum Ozean - und seine Fließgeschwindigkeit hat sich in den vergangenen 15 Jahren deutlich erhöht.

Eine Folge des Gletscherflusses ist das sogenannte Kalben von Eisbergen: Schiebt sich eine Gletscherzunge immer weiter aufs Meer hinaus, kann sie dem Druck von Wind und Wellen irgendwann nicht mehr standhalten - ein Stück bricht ab und treibt als Eisberg aufs Meer hinaus.

In diesem Fall hat das Kalb enorme Ausmaße: Der Eisberg, der in den vergangenen Wochen nach einem mehr als einjährigen Prozess vom Pine-Island-Gletscher abgebrochen ist, hat eine Größe von rund 34 mal 20 Kilometern. Damit erreicht er nahezu die 750 Quadratkilometer große Landfläche von New York City. Das Radarbild des Satelliten "Envisat" zeigt den Eisberg kurz nach dem Abbruch vor wenigen Tagen, wie die europäische Weltraumbehörde Esa mitteilt.

Das Kalben von Eisbergen ist ein natürlicher Prozess. Forscher haben den Pine-Island-Gletscher 34 Jahre lang beobachtet und herausgefunden, dass er etwa alle fünf bis zehn Jahre einen großen Eisberg aufs Meer schickt. Zuletzt ist das laut Esa im Jahr 2001 geschehen.

Allerdings fließt der Eisriese immer schneller. Laut einer Studie des British Antarctic Survey und des University College London hat der westantarktische Eisschild von 1992 bis 2001 allein am Pine-Island-Gletscher rund 31 Kubikkilometer Eis verloren. Das Ausdünnen des Eispanzers habe dazu geführt, dass sich der Gletscher in dieser Zeit mehr als fünf Kilometer ins Landesinnere zurückgezogen hat. "Das unterstützt die Annahme, dass kleine Veränderungen an der Küste der Antarktis - wie etwa die Folgen der globalen Erwärmung - schnell ins Landesinnere weitergegeben werden", so die Esa.

Wissenschaftler befürchten, dass dies den Anstieg der Meeresspiegel beschleunigen könnte. Der neue Eisberg wird dazu aber nicht beitragen: Als er abbrach, lag er bereits seit langer Zeit im Wasser.

mbe

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