Satellitenbild der Woche Der Feinstaub-Monat

Landwirte im Nordwesten Indiens verbrennen übriges Reisstroh. Der Rauch ist aus dem Weltall zu sehen.
Foto: Lauren Dauphin / NASA Earth ObservatoryEs brennt im Nordwesten Indiens, wie in jedem Jahr. Vor allem in den Bundesstaaten Punjab und Haryana zünden viele Landwirte nach der Reisernte das übrige Reisstroh auf ihren Feldern. Rauchschwaden und eine erhöhte Feueraktivität über dem Gebiet lassen sich aus dem Weltall beobachten.
Und die Praxis hat durchaus einen Nutzen: Feuer ist ein schnelles und effektives Mittel, um die Felder aufzuräumen. Und die Asche düngt den Boden, auf dem die Bauern anschließend Winterweizen aussäen.
Aber: Weil die Zahl der Brände – der bisherige Rekord aus dem Jahr 2016 liegt bei 85.000 Brandherden – so hoch ist, nimmt die Qualität der Luft in der dicht besiedelten Ebene jedes Jahr im Herbst erheblich ab. Und das betrifft die Gesundheit von Millionen Menschen.


Dieses Bild hat ein Satellit am 11. November aufgenommen. Rauchschwaden ziehen aus Punjab und Haryana in Richtung Delhi. Die roten Punkte markieren Stellen, an denen eine erhöhte Brandaktivität gemessen wurde.
Foto: Lauren Dauphin / NASA Earth Observatory / Lauren Dauphin / NASA Earth ObservatoryDer Wissenschaftler Pawan Gupta, der am Marshall Space Flight Center der Nasa zu Luftqualität forscht, meint, dass »nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 22 Millionen Menschen« betroffen sind – an einem einzigen Tag.
Sensoren, die an verschiedenen Stellen die Luftqualität messen, registrieren einen sprunghaften Anstieg von Schadstoffen, sobald die Feuer gelegt sind. Mehrfach wurden in diesem November deutlich erhöhte Konzentrationen von Feinstaub und größeren Staubpartikeln gemessen – zeitweilig bei weit über 400 Mikrogramm pro Kubikmeter. Das ist viel zu hoch: Nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation zur Feinstaubbelastung sollte die Feinstaubkonzentration im 24-Stunden-Mittel den Wert von 15 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht überschreiten.
Wegen der hohen Schadstoffwerte mussten in Delhi und anderen Städten teilweise Schulen schließen und Bauprojekte gestoppt werden.
Feinstaub kann tief in die Lunge eindringen, Kleinstpartikel könnten sogar in den Blutkreislauf gelangen, was Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege habe, aber auch andere Organe beeinträchtige. Nach WHO-Schätzungen sterben jährlich weltweit sieben Millionen Menschen frühzeitig infolge von Luftverschmutzung.
Hinzu kommt in der Region ein Wetterphänomen, das das Luftproblem verstärkt: Im November und Dezember gibt es häufig Inversionswetterlagen, bei denen die oberen Luftschichten wärmer sind als die unteren – andersherum als üblich. Die warme Luft schließt dann die Schadstoffe in Oberflächennähe wie mit einem Deckel ein.
Seit Jahren gibt es in Indien Kampagnen, die die Landwirte überzeugen sollen, ihre Felder ohne den Einsatz von Feuer zu säubern. In einigen Regionen hat die Zahl der Brände seitdem abgenommen.