Schimpansen Handwerkliches Geschick liegt in den Genen

Komm raus! Ein Schimpanse bearbeitet einen Holzblock
Foto: Hendrik Schmidt/ dpaAtlanta - Die Gene entscheiden mit darüber, wie schnell sich Schimpansen mithilfe eines Werkzeugs einen Leckerbissen angeln können. Das Geschick beim Werkzeuggebrauch ist bei den Tieren nämlich erblich, berichten Wissenschaftler in den "Proceedings B" der britischen Royal Society nach einer Untersuchung von Schimpansen in Gefangenschaft. Frühe soziale Erfahrungen, also etwa ob die Affen von der Mutter oder von Menschen aufgezogen worden waren, beeinflussten die Geschicklichkeit dagegen nicht maßgeblich.
Viele Tiere benutzen Werkzeuge, aber Schimpansen sind darin besonders gut und flexibel. Sie fischen zum Beispiel mit dünnen Zweigen Termiten aus deren Bauten, knacken Nüsse mithilfe von Steinen oder benutzen Speere zur Jagd. Sie wählen ihre Hilfsmittel zum Beispiel nach Gewicht und können sie nötigenfalls auch verfeinern.
Zum Teil verfügen verschiedene Populationen, manchmal sogar benachbarte Gruppen, über individuelle Werkzeugkulturen mit eigenen Gebrauchsmethoden. Inwieweit die Fähigkeiten beim Erwerben und Benutzen von Werkzeugen erblich sind, sei bisher kaum untersucht, schreiben die Wissenschaftler um William Hopkins von der Georgia State University in Atlanta (US-Staat Georgia).
Voraussetzungen für den Werkzeuggebrauch
Sie beobachteten nun 243 Schimpansen, die in zwei Forschungszentren leben, bei einem Experiment. Die Tiere mussten mit einem Lutscherstiel in einem engen Loch herumstochern, um an eine Leckerei zu kommen - Barbecue-Soße zum Beispiel oder Sirup. Die Forscher maßen, wie viel Zeit die Tiere dazu brauchten und welche Hand sie bei jedem ihrer 50 erfolgreichen Versuche benutzten. Einige der Schimpansen waren noch vor Mitte der Siebzigerjahre aus der Wildnis in die Forschungszentren gekommen. Die meisten waren dort geboren und entweder von der eigenen Mutter oder von einem Menschen aufgezogen worden. Die Verwandtschaftsverhältnisse der Tiere waren den Forschern bekannt. Die beiden Gruppen sind genetisch nicht verwandt.

Verstoßenes Jungtier: "Wer könnte diesen Baby-Gorilla nicht lieben?"
Die Wissenschaftler stellten nun in beiden Populationen fest, dass sowohl die Geschicklichkeit als auch die Händigkeit (Bevorzugung einer Hand) der Tiere erblich ist. Sie vermuten, dass die gleichen Gene für beide Eigenschaften verantwortlich sind. Die Art der Aufzucht der Tiere beeinflusste die Geschicklichkeit hingegen nicht. Je älter die Schimpansen waren, desto länger brauchten sie für die Aufgabe, berichten die Forscher weiter. Und unter den Männchen waren mehr Linkshänder als unter den Weibchen.
Schwamm aus zerkauten Blättern
Ob motorisches Geschick auch bei anderen Arten erblich ist, müssten weitere Untersuchungen zeigen, schreiben die Forscher. Die genetischen Voraussetzungen für den Werkzeuggebrauch waren vermutlich bereits bei dem letzten gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen und Menschen vorhanden.
Kürzlich konnten Forscher erstmals in freier Wildbahn beobachten, wie Schimpansen voneinander lernen, neue Werkzeuge zu verwenden. Die Wissenschaftler um Thibaud Gruber von der Universität Neuchâtel in der Schweiz hatten Schimpansen im Budongo-Schutzgebiet im Nordwesten Ugandas beobachtet. Die Tiere nutzen Schwämme aus zerkauten Blättern, um Wasser aus Baumhöhlen zu holen. Ausgehend von dem dominanten Männchen der Gruppe breitete sich innerhalb weniger Tage eine neue Methode in der Gruppe aus, bei der das Wasser mit Moosschwämmen aufgenommen wird.