Schlammbelastung Landwirtschaft verschmutzt Great Barrier Reef

Seit der Besiedlung Australiens durch die Europäer wird das Great Barrier Reef, wie Forscher entdeckt haben, mit Schlamm überschwemmt. Noch ist unklar, wie sich die ins Meer gespülten Sedimente auswirken.

Vor fast 150 Jahren begannen europäische Einwanderer in Ostaustralien mit Ackerbau und Viehzucht. Seither spülen die Flüsse bis zu zehnmal so viel Sedimente auf das Great Barrier Reef wie zuvor, berichten Forscher um Malcolm McCulloch von der Australian National University in Canberra in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Nature".

Zwar ist den Wissenschaftlern zufolge noch nicht geklärt, wie sich die Schlammfracht auf das weltgrößte Korallenriff auswirkt. Die Beobachtung trage jedoch zur Sorge um das einzigartige Naturparadies bei. McCulloch und seine Kollegen hatten die Belastung durch angeschwemmte Sedimente anhand von Korallen der inneren Havannah- und Pandora-Riffe ermittelt, die direkt vor dem Festland liegen. Hauptstudienobjekt war ein über fünf Meter langes, rund 250 Jahre altes Exemplar.

Den Anteil an aufgelösten Schlamm berechneten die Forscher aus dem Barium-Anteil im Kalkskelett der Korallen. Dieses Element wird vor allem durch Flüsse von Land her zum Riff transportiert. Da die Korallen ihre Skelette je nach Temperatur ungleichmäßig aufbauen, war es dem Team möglich, den Verlauf der Belastung ähnlich wie bei Jahresringen der Bäume von etwa 1750 bis 1998 zu verfolgen.

Die Messwerten zeigten, dass der Bariumgehalt als Anzeiger für Schwebstoffe nach der zunehmenden Besiedlung der Gegend um 1860 um etwa das Fünf- bis Zehnfache anstiegen war. Feine Ablagerungen auf den Korallen könnten die Photosynthese der mit ihnen in Symbiose lebenden Algen stören und so das Wachstum der Riffe beeinträchtigen, fürchten McCulloch und Kollegen. Bisher war es schwierig, das Ausmaß dieser Belastung zu bestimmen.

Von ähnlichen Beobachtungen an einem Riff vor Kenia berichtet Julia Cole von der University of Arizona in Tucson in einem "Nature"-Kommentar. In den afrikanischen Korallen habe sich der Barium-Gehalt seit 1920 dramatisch erhöht, passend zum gleichzeitigen Anstieg der Bodenerosion durch die Landwirtschaft. Das Phänomen, das zur Bedrohung der Riffe beitragen könnte, dürfte sich Cole zufolge mit dem fortschreitenden Wachstum der Küstenbevölkerung noch ausweiten.

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