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Schadensbegrenzung: Pflaster für schmelzenden Gletscher

Foto: Andreas Gebert/ dpa

Schutz gegen Gletscherschmelze Die Zugspitze bekommt einen Sommerhut

Verzweifelter Kampf gegen schwindende Eismassen: Die Betreiber der Zugspitzbahn verhüllen Deutschlands einzigen Gletscher mit Lastwagenplanen. Sinnvolle Rettungsmaßnahme oder Werbetrick?

Vergangenen Winter hat es auf der Zugspitze nur wenig geschneit. In den Monaten Januar bis April fielen nur zwei Drittel des Niederschlags, der in dieser Zeit normalerweise auf dem Berg fällt. Und jetzt kommt das sommerliche Tauwetter - Deutschlands einziger Gletscher schrumpft rapide.

Helfer greifen auch dieses Jahr wieder zu einem rustikalen Mittel, um das Eis zu bewahren: Die Bayerische Zugspitzbahn lässt den Schneeferner-Gletscher zum 18. Mal mit Matten und Lastwagenplanen abdecken. Der 2962 Meter hohen Zugspitze wird eine Art Sonnenhut aufgesetzt, der sie vor Sonne und Regen schützen soll.

Nach Aussage der Helfer zeigten die Bemühungen bereits Erfolg: "Die Maßnahmen der letzten Jahre haben erreicht, dass der Gletscher nur in einem natürlichen Maße zurückgeht", erklärte Martin Hurm von der Bayerischen Zugspitzbahn. Abgedeckt würden dieses Jahr nur rund 500 Quadratmeter Gletscherfläche. Im vergangenen Jahr waren es 6000 Quadratmeter gewesen. Der Schneeferner hat eine Gesamtfläche von etwa 600.000 Quadratmetern.

Das Abdecken mit heller Folie, die das Licht reflektiert, gilt unter Experten grundsätzlich als effektive Strategie - so lässt sich die Schmelze Schätzungen zufolge um rund 80 Prozent reduzieren. Andere Methoden wie das Errichten von Windfängen sind dagegen umstritten.

Manche Umweltschützer kritisieren allerdings auch das Abdecken mit Planen als "Feigenblatt". "Mich wundert, dass die Aktion so aufgeblasen wird", sagte Manfred Kristen, Leiter der Wetterwarte Garmisch-Partenkirchen, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Das Abdecken mit Planen schützt den Gletscher zwar im Prinzip schon, aber die Fläche von 500 Quadratmetern ist zu klein, um eine deutliche Wirkung zu erreichen." Die Aktion sei zum Teil auch ein Marketingtrick, mit dem die Zugspitzbahn für ihr Skigebiet werbe.

Zusätzlich hatten die Mitarbeiter der Zugspitzbahn in den vergangenen Wochen Tausende von Kubikmetern Schnee auf den Gletscher geschoben - als Schutzschild gegen Wärme. Mehr als 50.000 Quadratmeter Fläche des Schneeferners wurden auf diese Weise abgedeckt. Diese Strategie hält auch Kristen für sinnvoll. "Das Abschmelzen des Gletschers wird so verlangsamt", sagt er. Doch auch dies dürfe man nicht als Rettungsaktion verkaufen. "Es ist eher ein Anrennen gegen eine Entwicklung, die nicht aufzuhalten ist."

sus/dpa
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