
Wale: Gejagte Meeressäuger
Jagd auf Meeressäuger Japan fordert Aufhebung des Walfangverbots
Zum Auftakt der Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) hat sich die slowenische Umweltministerin Irena Majcen für die Einführung einer weitflächigen Schutzzone im Südatlantik ausgesprochen.
Die Errichtung eines solchen 20 Millionen Quadratkilometer großen Gebiets, in dem keine Wale gefangen werden dürfen, wäre auch aus Sicht von Umweltschützern ein großer Fortschritt. Außerdem forderte die Ministerin bei dem Treffen am Montag im slowenischen Adria-Bad Portoroz die kritische Überprüfung des japanischen Walfangprogramms.
"Dies wird dazu beitragen, die Artenvielfalt im Meer zu bewahren und die Lage der Wal- und Delfinbestände zu verbessern", sagte Majcen nach Angaben der amtlichen slowenischen Nachrichtenagentur STA.
Seit 1986 verbietet ein Moratorium die kommerzielle Jagd auf Großwale. Ausnahmeregelungen gibt es unter anderem für den Fang der Meeressäuger zu wissenschaftlichen Zwecken. Japan jagt - angeblich aus diesem Grund - wieder Wale, obwohl sich das Programm nach einem Urteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) aus dem Jahr 2014 wissenschaftlich nicht rechtfertigen lässt.
Japan dringt beim Treffen der IWC auf ein Ende des seit 30 Jahren geltenden Verbots des kommerziellen Walfangs. Das Moratorium solle Walart für Walart aufgehoben werden, forderte am Montag die japanische Delegation in einer Eingabe. Japan und die wenigen anderen Walfangnationen stießen auf der 66. IWC-Tagung wie gewohnt auf entschiedenen Widerstand.
Japan will mehr Wale jagen
Japan argumentierte zu Beginn des fünftägigen Treffens, dass sogar die IWC-eigene Forscherkommission festgestellt habe, dass sich einige Walarten erholt hätten. Japans IWC-Delegierter Joji Morishita sagte, sein Land befürworte "die nachhaltige Nutzung von lebenden Meeresressourcen einschließlich Walen". Er weiß sich unterstützt von Norwegen, Island sowie Vertretern einiger Minderheiten, denen der Walfang als traditionelle Lebensgrundlage erlaubt ist.
Doch anstatt mehr Wale soll Japan nach den Vorstellungen Neuseelands und Australiens künftig weniger Meeressäuger jagen dürfen: Beide Länder forderten eine strengere Überwachung von Jagdprogrammen zu wissenschaftlichen Zwecken. Japan hatte sich stets auf die Wissenschaft berufen, um das 1986 verhängte Walfangverbot zu umgehen. Tokio macht keinen Hehl daraus, dass das Fleisch getöteter Wale in Restaurants und Supermärkten landet.
Mit Hilfe dieses Schlupflochs habe Japan seit 1987 mehr als 15.000 Wale getötet, sagte Kitty Block von der Umweltschutzorganisation Humane Society International. Im Jahr 2014 hatte der Internationale Gerichtshof geurteilt, dass Japan die Ausnahmen des Moratoriums missbrauche. Ungeachtet dessen tötete Japans Walfangflotte in der Jagdsaison 2015/2016 mehr als 300 Meeressäuger.
Die Niederlande sprachen sich als Vertreter der Europäischen Union für eine Beibehaltung des Walfangverbots aus. Demnach unterstützt die EU auch einen Vorschlag der Länder Argentinien, Brasilien, Gabun, Südafrika und Uruguay, ein totales Walfangverbot im Südatlantik zu verhängen. So würde ein großes Walschutzgebiet entstehen, welches die Walfangnationen aber strikt ablehnen.
So zeigt sich die IWC auch 70 Jahre nach ihrer Gründung tief gespalten. Morishita sagte, die Unvereinbarkeit gegensätzlicher Positionen blockiere die IWC. "Wenn wir das Problem nicht irgendwie lösen, werden wir immer nur dasselbe wiederholen, Treffen für Treffen."
Norwegen und Island in der Kritik
Tierschützer kritisierten, dass der Walfang Norwegens gar nicht erst auf der Tagesordnung des Treffens in Slowenien steht. Das skandinavische Land jagt Wale in begrenzter Zahl und beruft sich darauf, dass es Einspruch gegen das Moratorium eingelegt hat.
Die IWC, der rund 90 Länder angehören, reguliert die Aktivitäten rund um den Walfang. Unter den Mitgliedern sind sowohl Befürworter als auch Gegner des Walfangs, unter ihnen Deutschland. Die alle zwei Jahre stattfindende Tagung geht bis zum Freitag.
Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung soeben dazu aufgefordert, den Schutz von Walen und Delfinen auf internationaler Ebene zu stärken. Das Parlament billigte am vergangenen Donnerstagabend einen entsprechenden Antrag der Koalitionsfraktionen von Union und SPD.
Danach soll die Bundesregierung unter anderem entsprechend der Entschließung des Europaparlaments darauf hinwirken, "dass Japan seinen als wissenschaftlich deklarierten Walfang, der tatsächlich als kommerzieller Walfang betrieben wird, beendet". Auch solle sich Deutschland dafür einzusetzen, "dass Norwegen und Island ihre Walfangaktivitäten sowie Verwertungen von Walprodukten einstellen".
"Jetzt kommt die Chance, einen Meilenstein für den Walschutz zu beschließen", kommentiert Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens die Entwicklung.

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