Sibirien Weitere Festnahmen nach Dieselleck am Nordpolarmeer

Es ist eine der größten Umweltkatastrophen der Geschichte: Nachdem aus einem defekten Tank eines russischen Kraftwerks Tausende Tonnen Diesel ausgelaufen sind, müssen sich die Betreiber verantworten.
Verschmutzter Fluss Ambarnaja: Ölsperren sollen den Diesel zurückhalten

Verschmutzter Fluss Ambarnaja: Ölsperren sollen den Diesel zurückhalten

Foto: Kirill Kukhmar/ ITAR-TASS/ imago images

Im Zuge der Ermittlungen zum Dieselleck am Nordpolarmeer sind drei weitere Topmanager des verantwortlichen russischen Kraftwerks festgenommen worden. Der Direktor, der Chefingenieur und sein Stellvertreter sollen das Werk von Nornickel weiter betrieben haben, obwohl sie nicht alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten haben, teilte das Ermittlungskomitee in Moskau mit.

Seit 2018 sei eine Generalüberholung des Tanks im Kraftwerk notwendig gewesen, passiert sei jedoch nichts. Ende Mai waren aus dem Tank mehr als 21.000 Tonnen Diesel ausgelaufen und bedrohen nun Teile eines Naturreservats in der Arktis. Die Stützen des Tanks hatten nachgegeben, vermutlich, weil der Permafrostboden getaut war.

Etwa 21.000 Tonnen Diesel waren ausgelaufen

Etwa 21.000 Tonnen Diesel waren ausgelaufen

Foto: Irina Yarinskaya/ AFP

"Unangemessene Maßnahme"

Gegen die drei Männer soll nun wegen schwerer Verletzung der Auflagen für Umweltschutz ermittelt werden, hieß es. Ein Kraftwerksleiter war bereits zuvor festgenommen worden. Ihnen drohen mehrere Jahre Haft.

Hunderte Einsatzkräfte sind seit Tagen damit beschäftigt, die Böden und Gewässer in der Region zu reinigen. Besonders der Fluss Ambarnaja ist betroffen; Spuren der Giftstoffe wurden auch im 70 Kilometer langen Pjassinosee gefunden. Aus ihm entspringt ein gleichnamiger Fluss, der wiederum in die Karasee, ein Randmeer des Arktischen Ozeans, mündet. Ölsperren und andere Dämme sollen die Dieselmengen zurückhalten.

Das Werk gehört zu dem Konzern Nornickel (früher Norilsk Nickel), einem der weltgrößten Nickelproduzenten. Die Unternehmensleitung betonte, dass die Festnahme zum jetzigen Zeitpunkt eine "unangemessen harte Maßnahme" sei. "Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass unsere Kollegen die Ermittlungen stören würden", sagte Vizechef Nikolai Utkin der Agentur Interfax zufolge. Die Männer würden mit den Behörden kooperieren und seien "an der Unfallstelle viel nützlicher".

Kremlchef Wladimir Putin hatte das Vorgehen der Konzernleitung bei einer Lagebesprechung massiv kritisiert. Nornickel kündigte daraufhin an, für alle Kosten der Reinigungsarbeiten aufkommen zu wollen.

koe/dpa
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