Spanien Chikungunya-Virus durch Tigermücken übertragen

Erkrankte leiden an Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen - und für Schwangere und Säuglinge kann das Chikungunya-Virus tödlich sein. In Spanien haben sich Urlauber erstmals über eine tropische Mücke angesteckt.
Asiatische Tigermücke (Archivbild)

Asiatische Tigermücke (Archivbild)

Foto: US CDC/ DPA

Es ist das erste Mal, dass sich Menschen in Spanien direkt mit dem Chikungunya-Virus angesteckt haben. Nach Angaben der lokalen Behörden haben sich Touristen aus Island in der Urlaubsprovinz Alicante im Osten des Landes mit dem von Stechmücken übertragenen Virus infiziert. Bei den Betroffenen handelt es sich um drei Mitglieder einer Familie, die im Mai an der Costa Blanca war. Wie die Gesundheitsbehörden der Region Valencia am Wochenende mitteilten, sind bislang keine weiteren Infektionsfälle bekannt. Man habe aber dennoch alle erforderlichen Maßnahmen und Kontrollen eingeleitet, hieß es.

Das Virus wird vor allem von der Ägyptischen Tigermücke (Aedes aegypti) und der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) übertragen. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) ist das Virus in zahlreichen afrikanischen Ländern sowie im Süden und Südosten Asiens verbreitet. Nach einer rasanten Ausbreitung in Mittel- und Südamerika tritt es seit einigen Jahren vereinzelt auch in Europa auf, laut ECDC erstmals 2007 in Italien, später auch in Frankreich.

"Das ist aber der erste Fall einer Infektion in Spanien überhaupt", sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörden in Valencia der Zeitung "Información" in Alicante. Man wisse aufgrund der Inkubationszeit, dass die Patienten bei ihrem Urlaub an der Costa Blanca in der zweiten Maihälfte gestochen worden sein müssen, so der Sprecher. Nach ihrer Rückkehr sei die Erkrankung festgestellt worden.

Das Chikungunya-Fieber geht mit grippetypischen Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einher. Die meisten Infizierten erholen sich vollständig, oft schon nach einer Woche. Gefährlicher ist das Virus für chronisch Kranke sowie für Schwangere und Säuglinge. Todesfälle sind aber äußerst selten. Einen Impfstoff oder eine gezielte Therapie gibt es bisher nicht.

Die ersten Fälle in Spanien seien aufgrund der zunehmenden Reisetätigkeit und Warentransporte - die die Mücken weltweit verschleppen - "zu erwarten" gewesen und vorerst auch nur Einzelfälle, sagte der Leiter der Abteilung für Tropenkrankheiten am Madrider Hospital Ramón y Cajal, Rogelio López-Vélez, der Zeitung "El País". Sie seien aber dennoch sehr ernst zu nehmen.

Den Urlaub in Spanien muss man nach Meinung von Experten aber nicht stornieren. Das ECDC empfiehlt Reisenden grundsätzlich, sich vor Mückenstichen zu schützen, etwa mit Abwehrmitteln, langer Kleidung und Moskitonetzen.

In Deutschland gab es im Jahr 2017 insgesamt 33 Fälle von Chikungunya-Fieber, berichtet das Robert Koch-Institut in Berlin. Alle seien aus Urlaubsländern importiert worden, die meisten aus Indien und Brasilien. Die Asiatische Tigermücke, die den Erreger übertragen kann, sei regional in Deutschland anzutreffen. Auch andere exotische Mückenarten haben sich mittlerweile hierzulande angesiedelt, so gibt es von der blutsaugenden Mückenart Aedes koreicus eine Population in Hessen.

chs/dpa
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