Hohe Temperaturen Sahara-Sand über Deutschland

Einen historischer Hitzerekord hat Deutschland am Mittwoch verfehlt. Dafür verantwortlich war auch Saharastaub in der Atmosphäre. Das Phänomen ist faszinierend - und auch wichtig für andere Teile der Erde.
Visualisierung des Sandtransports über das Mittelmeer

Visualisierung des Sandtransports über das Mittelmeer

Foto: CAMS

Der deutsche Hitzerekord liegt bei 40,3 Grad, aufgestellt in Kitzingen im August 2015. Und wie es aussieht, ist dieser Wert am Mittwoch nicht geknackt worden - auch wenn etwa im brandenburgischen Coschen an der deutsch-polnischen Grenze nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Nachmittag immerhin 38,6 Grad gemessen wurden. Das ist der höchste Juni-Wert aller Zeiten.

SPIEGEL ONLINE

Dass die Temperaturen vielerorts nicht noch höher kletterten kann nach Ansicht von Meteorologen damit zu tun haben, dass sich derzeit eine erhöhte Konzentration von Saharastaub in der Atmosphäre befindet - und die kann die Sonneneinstrahlung abmildern.

Foto: CAMS

Wenn Sonnenauf- und -untergänge in den kommenden Tagen besonders spektakulär aussehen, kann das ebenfalls am Sahara-Sand liegen. Die winzigen Teilchen streuen das Licht und sorgen so für ein ganz besonderes Leuchten. Für Autofahrer könnten die Partikel allerdings unangenehme Folgen haben - weil sie den Lack zu verkratzen drohen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig vermeldete am Mittwochmittag, man habe mit einem Laser-Messgerät Staub in zwei bis fünf Kilometer Höhe messen können. Die Geräte senden ultrakurze Lichtpulse in den Himmel. Wenn diese in der Atmosphäre auf die Schwebeteilchen treffen, wird das Licht zum Teil wieder zur Erde reflektiert. Eine Aerosol-Messstation auf dem Schweizer Jungfraujoch hatte die Partikel bereits am Montagabend nachgewiesen.

Fotostrecke

Saharastaub: Sand per Luftpost

Foto: Peter Lehner/ dpa

Auf Bildern des Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) am Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage im britischen Reading ist gut zu erkennen, dass der Sandtransport über das Mittelmeer auch in den kommenden Tagen anhalten wird. Stärker als Deutschland ist dabei Frankreich betroffen.

Transport auch über den Atlantik

Schuld daran ist das Zusammenspiel des Tiefdruckgebiets "Nasir" über dem Atlantik und dem Hoch "Ulla" über der Ostsee. Der Druckunterschied zwischen beiden sorgt dafür, dass derzeit Luft aus der Sahararegion weit nach Norden befördert wird - und mit ihr der Staub.

Foto: SPIEGEL ONLINE

Derzeitiger Sandtransport über den Atlantik in der Computervisualisierung

Jedes Jahr wehen rund 500 Millionen Tonnen Sand aus der Sahara in verschiedene Erdteile, teils Tausende Kilometer weit. Wichtiger als der Sandtransport aus der Wüste nach Norden nach Europa ist dabei derjenige nach Westen über den Atlantik. Die Passatwinde bringen die Partikel bis in den Amazonas und die Regenwälder der Karibik, wo sie als Nährstoffe wichtig für das Pflanzenwachstum sind.

Aktuell sind auch dorthin wieder große Mengen Sand unterwegs, das zeigen die Daten des CAMS. Die Mengen liegen dabei übrigens weit über denen, die nach Europa wehen.

chs
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten