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Pakistan: Experten befürchten Flutkatastrophe

Foto: Infoterra / Geomer / TerraSAR-X / Safer

Stausee in Pakistan Experten halten Dammsprengung für zu riskant

Seit Anfang des Jahres staut sich das Wasser am Hunza-Fluss in Pakistan. Der Pegel steigt weiter, eine gigantische Flutwelle droht. Eine Sprengung des Dammes, der bei einem Erdrutsch entstanden war, wollen Experten trotzdem nicht riskieren.

Islamabad - Das Wasser fließt und fließt - und es ist keine Lösung in Sicht. Ein Erdrutsch hat am Hunza-Fluss im Norden Pakistans einen natürlichen Staudamm entstehen lassen - und immer mehr Wasser sammelt sich in dem See. Umliegende Dörfer und Städte sind überflutet. Dutzende Ortschaften stromabwärts sind in Gefahr, wenn der natürliche Damm bricht und sich eine gigantische Flutwelle ins Tal stürzt.

Dass sich das Problem kurzfristig von selbst löst, gilt als unwahrscheinlich. Etwa 150 Kubikmeter Wasser ergießen sich pro Sekunde in den See. Der Wasserstand erhöht sich weiterhin täglich, weil die Abflussmengen geringer ausfallen. Forscher hatten erst kürzlich berechnet, dass der natürliche Staudamm jederzeit brechen könnte. Noch Hunderte Kilometer stromabwärts sei mit einer Dutzende Meter hohen Flutwelle zu rechnen.

Pakistanische Katastrophenschützer von der National Disaster Management Authority (NDMA) haben nun die Idee verworfen, den Damm aus Geröll mit Hilfe von Dynamit zu verkleinern. Eine Sprengung könne die Situation sogar noch verschlimmern, berichtet die pakistanische Nachrichtenseite "The News"  unter Berufung auf NDMA-Mitarbeiter.

Die NDMA hatte Experten aus Pakistan und dem Ausland um Einschätzungen zu einem möglichen Dynamiteinsatz gebeten. Es sei deutlich davor gewarnt worden, dass Sprengungen neue Erdrutsche auslösen können. Zudem sei der Dynamiteinsatz gefährlich, weil es in der Region Verwerfungen in der Erdkruste gebe. Zahlreiche tiefergelegene Ortschaften sind mittlerweile evakuiert, Zehntausende Menschen sind davon betroffen. Sie dürfen nach Behördenangaben erst dann zurück in ihre Häuser, wenn das aufgestaute Wasser abgeleitet ist.

Weitere Erdrutsche befürchtet

Diskutiert wurde auch, die bereits geschaffenen Abflüsse zu vergrößern. Dies halten Experten aber ebenfalls für gefährlich, solange man kaum etwas über die Beschaffenheit des Materials im Boden weiß. Wenn der Untergrund nicht felsig sei, könne es zu weiteren Erdrutschen kommen. Die Katastrophenschützer überlegen nun, ob nicht zunächst der Untergrund untersucht werden sollte.

Entstanden war der See, als am 4. Januar gigantische Geröllmassen in den Fluss Hunza stürzten und ihn auf ein beachtliches Maß anstauten. Damals wurden vier Dörfer unter den Erdmassen begraben, 20 Menschen starben, rund 6000 verloren ihre Häuser. Der Fluss wuchs zu einem See von 16 Kilometern Länge an, auf zwei Kilometern wurde auch der Karakorum Highway blockiert. Tausende Menschen waren zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten.

hda
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