Stichlinge Alleinerziehende Väter haben mehr Hirn

Die Aufzucht der Jungen ist beim Dreistachligen Stichling Männersache. Damit die Väter den Stress mit dem Nachwuchs besser verarbeiten können, hat die Natur sie mit größeren Gehirnen ausgestattet.
Liebevoller Vater: Ein Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus) mit seinem Nachwuchs

Liebevoller Vater: Ein Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus) mit seinem Nachwuchs

Foto: UBC/ Nicole Bedford

Die Männchen der Dreistacheligen Stichlinge sind liebevolle alleinerziehende Väter. Sie bauen die Bruthöhlen und versorgen ihren Nachwuchs im Alleingang. Forscher von der University of British Columbia haben nun herausgefunden, dass sie auch größere Gehirne haben. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten Kieran Samuk und sein Team in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Ecology and Evolution ".

Beginnt die Laichzeit, wird das Leben der Stichlingsmännchen stressig. Sie buddeln so lange im Brutrevier herum, bis sie den perfekten Platz für die Ablage gefunden haben. Dann schaffen sie Nistmaterial heran: Algen oder ähnliche weiche Fasern, damit die Kleinen eine schön gemütliche Höhle zum Schlüpfen haben. Am Ende tarnen sie das Nest, indem sie es mit Sand bespucken.

Der weiße Dreistachlige Stichling (oben) hat ein kleineres Gehirn als der normale Dreistachlige Stichling (unten).

Der weiße Dreistachlige Stichling (oben) hat ein kleineres Gehirn als der normale Dreistachlige Stichling (unten).

Foto: UBC/ Kieran Samuck

Kaum hat ein Weibchen seine Eier darin abgelegt, wird es auch schon aus der Kinderstube verjagt: Die Versorgung des Nachwuchses ist strikt Männersache. Das Männchen fächelt den Eiern unermüdlich Frischwasser zu - und fällt eines mal aus dem Nest, sammelt der liebevolle Vater es wieder ein und packt es zurück. Sind die kleinen Stichlinge geschlüpft, passt Papa weiterhin auf sie auf. Wer sich zu weit vom Nest entfernt, wird zurückgetrieben.

Eine anspruchsvolle Aufgabe für die Fische: Die Brutpflege bringt die Männchen an den Rand ihrer Belastungsgrenze. Viele von ihnen zahlen für die Vaterfreuden mit dem Leben.

Nun besitzen viele Arten, die aufwendige Brutpflege betreiben, größere Gehirne. Daher vermuteten Samuk und seine Kollegen, dass auch die Männchen des Dreistachligen Stichlings größere Gehirne haben.

Die Forscher verglichen daher Dreistachlige Stichlinge der Art Gasterosteus aculeatus mit Exemplaren des weißen Dreistachligen Stichlings, deren Männchen sich nicht um die Brut kümmern. Und tatsächlich: Die Gehirne des weißen Dreistachligen Stichlings waren sehr viel kleiner als die der brutpflegenden Art.

Die Evolution reagierte schnell

Ein Blick in die Entwicklungsgeschichte der Fische zeigte: Vor rund 10.000 Jahren spaltete sich der weiße Dreistachlige Stichling vom Stammbaum ab und entwickelte sich zu einer eigenen Art. Die Brutpflege gab er auf, und gleichzeitig wurde das Gehirn der Art kleiner. Die Forscher waren erstaunt, wie wenig Zeit dafür nötig war: "Unsere Studie zeigt, dass Gehirne sich in sehr kurzer Zeit sehr drastisch verändern können", sagt Samuk. "Das hilft uns zu verstehen, wie physische Veränderungen des Gehirns zu komplexen Verhaltensänderungen führen können."

Samuk und seine Kollegen folgern aus dieser Entwicklung, dass die Dreistachligen Stichlinge größere Gehirne haben, um die Leistung besser zu meistern, die für die Brutaufzucht notwendig ist. "Dies ist die erste Studie überhaupt zum Zusammenhang zwischen elterlicher Fürsorge und Gehirngröße."

anf
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