Strom-Studie Stallmist enthält Energie für Millionen

Dung kann nicht nur stinken, sondern auch wertvollen Strom liefern. Forscher haben nach eigenen Angaben jetzt erstmals beziffert, welche Energiereserven in den Hinterlassenschaften des lieben Viehs schlummern. Und die sind durchaus beachtlich.

London/Austin - Der Mist von Kühen und anderen Nutztieren könnte Strom für Millionen Menschen liefern und zugleich das Klima schützen - so weit, so bekannt. Jetzt aber haben Wissenschaftler errechnet, dass mit dem Dung der Tiere allein in den USA rund 100 Milliarden Kilowattstunden Elektrizität produziert werden können - das entspricht knapp drei Prozent des US-Jahresverbrauchs. Damit könnten Millionen von Haushalten und Büros versorgt werden, schreiben Amanda Cuéllar und Michael Webber von der University of Texas in Austin im Fachblatt "Environmental Research Letters" .

Beim Verrotten von Fäkalien werden die beiden stark klimaschädlichen Gase Methan und Lachgas freigesetzt. Nach Angaben des Uno-Klimarats IPCC ist Methan 21-mal und Lachgas 310-mal klimawirksamer als Kohlendioxid, das allerdings aufgrund seiner Menge das wichtigste Treibhausgas ist.

Im Szenario der Forscher wird dagegen der Mist der Nutztiere in einem der Kompostierung ähnlichen Verfahren in Biogas umgewandelt, das dann Turbinen für die Stromproduktion antreibt. Auf diese Weise kann den Berechnungen zufolge die Menge der Treibhausgase, die bei der Stromgewinnung in den USA entstehen, um etwa vier Prozent gesenkt werden, schreiben die Experten.

Nach Angaben des amerikanischen Institute of Physics bietet die Studie wertvolle Erkenntnisse für alle Länder, in denen Viehhaltung eine größere Rolle spielt. Denn sie sei der erste Versuch, die nationalen Kapazitäten an erneuerbaren Energien, die auf diesem Wege entstehen können, und die entsprechende Ersparnis an Treibhausgas-Emissionen zu quantifizieren.

Angesichts der Kritik an Biotreibstoffen sei die Produktion von Biogas aus Stallmist weit weniger kontrovers, meinen Cuéllar und Webber. "Hier wird eine bereits existierende Abfallquelle genutzt, um der Umwelt zu nützen", so die Forscher. Sie räumen allerdings auch ein, dass die Logistik für eine groß angelegte Biogas-Produktion ihrerseits Treibhausgase verursachen würde. Deshalb müsse man auf lokaler Ebene entscheiden, welches das ökonomischste und energieeffizienteste System sei.

mbe/dpa

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