Gartenvögel in Deutschland
Krankheit verkleinert Blaumeisen-Population
Im vergangenen Frühjahr raffte eine Epidemie Zehntausende Blaumeisen dahin. Eine aktuelle Zählung der Vögel in heimischen Gärten zeigt, dass sich die Population noch immer nicht erholt hat.
Blaumeise im Schnee: Bundesweit wurde ein Rückgang von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr registriert
Foto: Liszt National History / imago images / Artokoloro
Im derzeitigen Lockdown haben sich laut Naturschutzbund (Nabu) besonders viele Naturfreunde Zeit für die »Stunde der Wintervögel« genommen. Nach Angaben des Verbandes vom Dienstag beobachteten rund 164.000 Menschen bundesweit die Vögel in Parks und Gärten – so viele wie noch nie.
3,9 Millionen Vögel wurden gezählt, im Schnitt waren das pro Beobachtung 34 Vögel. Im Vorjahr lag der Schnitt bei 37 Vögeln.
Ringeltauben: Sie belegen Platz acht
Foto: Sebastian Gollnow / dpa
Ein möglicher Grund für den Rückgang könnte laut Nabu der erneut sehr milde Winter sein. »Denn je wärmer und schneeärmer der Winter ist, desto geringer fällt auch die Zahl der Vögel in den Gärten aus«, hieß es in einer Mitteilung. Die Vögel halten sich demnach vermehrt in den Wäldern auf, wo sie natürliche Nahrungsquellen finden.
Epidemie dezimiert Blaumeisen-Bestände
Eine Zwischenauswertung zeigt, dass der Haussperling in Gärten in Deutschland nach wie vor am häufigsten vorkommt, gefolgt von der Kohlmeise. Ebenfalls auf dem Treppchen: der Feldsperling.
Die Blaumeise liegt momentan vor der Amsel auf Platz vier. Bundesweit wurde ein Rückgang von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr registriert. Im Frühjahr 2020 hatte eine durch ein Bakterium ausgelöste Epidemie die Bestände dezimiert. Innerhalb weniger Tage waren mehrere Zehntausend Vögel gestorben. Laut Nabu hat sich der Bestand noch nicht wieder vollständig erholt.
Das für den Schwund verantwortliche Bakterium Suttonella ornithocola wurde erstmals im Frühjahr 1996 in England und Wales für ein massenhaftes Vogelsterben verantwortlich gemacht. 2018 fand man den Erreger auch in Deutschland. Er befällt die Organe der Blaumeisen, sie sterben letztlich an Lungenentzündungen.
Eine endgültige Auswertung will der Nabu ab Ende Januar vornehmen, wenn alle Teilnehmer ihre Beobachtungen gemeldet haben. Die »Stunde der Wintervögel« fand vom 8. bis 10. Januar statt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels bezogen sich die Informationen zur Häufigkeit einiger Arten (Ringel- und Stadttaube) auf die Stadt Berlin statt auf das gesamte Bundesgebiet. Auch die Zahl der Vögel je Beobachtung war falsch berechnet. Wir haben die Angaben korrigiert.