Landwirtschaft Umweltministerium legt Plan für Glyphosat-Ausstieg vor

Traktor auf einem Feld
Foto: Steven Lüdtke/ picture alliance / Steven Lüdtke/Forum Moderne Landwirtschaft/dpaLandwirte in Deutschland sollen breit wirkende Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat ab 2020 nur noch spritzen dürfen, wenn sie gleichzeitig zehn Prozent der Fläche als Ausgleichsfläche unbehandelt lassen. Das forderte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Dienstag in Berlin. Die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung solle entsprechend geändert werden.
Die Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA), Maria Krautzberger, kritisierte bei dem Termin, dass Glyphosat als Totalherbizid alle Pflanzen abtötete und damit die Nahrungs- und Lebensgrundlage für viele Insekten- und Vogelarten zerstöre. Das Problem gelte allerdings auch für andere Mittel.
Schulze bezieht die angestrebte Änderung daher auf alle Mittel, die die Artenvielfalt schädigen. Wenn Glyphosat durch andere, vielleicht noch schädlichere Pflanzenschutzmittel eingesetzt würden, sei für die Umwelt nichts gewonnen, argumentiert sie. Dass Monokulturen auch durch mechanische Unkrautbekämpfung wie Pflügen erzeugt werden können, blieb dabei außen vor.
Vorschläge für schrittweisen Glyphosat-Ausstieg
Neben den generellen Plänen für mehr Artenvielfalt auf dem Feld, stellte Schulze auch ihre Ideen für den schrittweisen Ausstieg aus der Glyphosat-Nutzung vor. Der Einsatz des Mittels Glyphosat ist in Deutschland bis Ende 2022 erlaubt - die Regierung hat im Koalitionsvertrag aber festgelegt, den Ausstieg schrittweise umzusetzen. Federführend zuständig ist dafür das Landwirtschaftsministerium von Julia Klöckner (CDU).
Klöckner hatte bereits im April Eckpunkte vorgestellt, die seitdem zwischen den Ministerien abgestimmt werden. Dazu gehörte unter anderem ein Verbot in Privatgärten und in öffentlichen Anlagen wie Parks (mehr dazu lesen Sie hier).
Schulze will zusätzlich ein Verbot in "ökologisch sensiblen" Gebieten und in Wasserschutzgebieten. Zudem sollen bestimmte Anwendungsarten auf Feldern untersagt werden und mindestens 20 Meter Abstand zu Gewässern bei der Ausbringung eingehalten werden.
"Geregelte Zuständigkeiten wieder einmal in Frage gestellt"
Klöckner kommentierte den Vorstoß nicht inhaltlich, kritisierte aber das Vorgehen. Im Ziel, den Einsatz von Glyphosat zu mindern, sei man sich einig, nun müssten schnell gemeinsame Ergebnisse her. "Dabei hilft es auch nicht in der Sache, bereits geregelte Zuständigkeiten wieder einmal in Frage zu stellen."
Glyphosat - Das Wichtigste im Überblick
Auch die Grünen äußerten sich kritisch. Schulzes Vorlage sei nicht mit Klöckner abgesprochen, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. "Das geht nach dem Motto: Ich würde ja gerne, wenn ich könnte. Schluss damit, den Leuten was vorzumachen."
Die Umweltverbände Nabu und BUND lobten Schulzes Vorstoß grundsätzlich, der Bauernverband nannte ihn dagegen "wenig durchdacht und inakzeptabel".