"Lex Wolf" Umweltministerin Schulze will Abschüsse von Wölfen erleichtern

Wolf in einem Gehege im Wildpark Eekholt (Archivbild)
Foto: Carsten Rehder/ dpaDiskussionen um den Umgang mit Wölfen, die sich problematisch verhalten, gibt es immer wieder. Derzeit in Schleswig-Holstein und auch in Niedersachsen, wo das sogenannte Rodewalder Rudel nördlich von Hannover sogar ein junges Islandpferd tötete. Doch Umweltschützer protestieren gegen die Entscheidung, den Leitwolf erschießen zu lassen.
Nun hat sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) in die Debatte eingeschaltet. Sie möchte den Abschuss von Wölfen, die großen Schaden anrichten, erleichtern. Deshalb strebt sie ein Veränderung des Naturschutzgesetzes an.
"Wenn Wölfe mehrfach Schutzzäune überwinden oder Menschen zu nahe kommen, muss man sie auch abschießen dürfen", sagte sie der "Bild am Sonntag". Das wolle sie mit einer "Lex Wolf" klarstellen.
Nach der geplanten Gesetzesänderung solle ein Wolf künftig bereits geschossen werden dürfen, wenn er "ernste landwirtschaftliche Schäden" verursache. Bislang war von "erheblichem Schaden" die Rede - der werde laut dem Bericht von den Gerichten erst bei einer Bedrohung der Existenz von Nutztierhaltern gesehen. Mit der Änderung wolle Schulze etwa für Schafshalter Rechtsklarheit schaffen. Nun könnten auch Hobbyschäfer entschädigt werden, so Schulze.
Die geplante Änderung sehe außerdem ein Fütterungsverbot für Wölfe vor. Laut Schulze würden vor allem Menschen, die die Tiere interessant finden, diese füttern. "Aber so lockt man Wölfe in die Nähe von Wohngebieten. Und da gehören sie nicht hin", sagt sie.
Nach dem Wunsch von Schulze soll die Änderung so schnell wie möglich umgesetzt werden. Es fehle aber noch die Zustimmung der CDU.
Wölfe sind in Deutschland streng geschützt - doch auch bisher durften einzelne Tiere getötet werden, wenn von ihnen eine Gefahr für den Menschen ausgeht oder großer wirtschaftlicher Schaden entstanden war. 2016 wurde in Niedersachsen etwa Problemwolf Kurti geschossen. Immer wieder kommt es aber auch zu illegalen Tötungen der Tiere.
Derzeit leben etwa 600 Wölfe in Deutschland. Im Jahr 2017/18 wurden von der Dokumentationsstelle des Bundes (DBBW) 73 Rudel, 30 Wolfspaare und einige Einzelwölfe nachgewiesen. Die meisten Wölfe leben in der Lausitz, vor allem in der Grenzregion zwischen Brandenburg und Sachsen.

Allerdings ist die Zahl der Wolfsangriffe auf Nutztiere bundesweit stark gestiegen. 2017 kam es zu 472 dokumentierten Fällen - das entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp 66 Prozent. Die Zahl der getöteten, verletzten oder vermissten Tiere - meist Schafe oder Ziegen - beziffert die Dokumentationsstelle auf 1667 - fast 55 Prozent mehr als noch 2016.
Mitte Februar hatte das niedersächsische Umweltministerium eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung für den Abschuss eines Wolfes erteilt. Das Leittier des Rodewalder Rudels soll für zahlreiche Angriffe auf Rinder und Pferde verantwortlich sein. Und im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein hatte ein Wolf mehrfach Schafe gerissen. Dabei überwand er Zäune, die als wolfssicher galten. Auch dieses Tier soll abgeschossen werden, die Genehmigungen für beide Wölfe wurden erst vor wenigen Tagen verlängert.
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Die Tötungen sollen zügig erfolgen. Zum genauen Verfahren wollte man sich aber nicht äußern. Der Naturschutzbund hatte die Abschüsse kritisiert. Im Fall des Rodewalder Rudels sei der Herdenschutz zu gering gewesen, hieß es. Das Landvolk Niedersachsen, das die Interessen der Landwirtschaft vertritt, forderte dagegen den Abschuss des gesamten Rudels.