Synthetische Biologie Leben aus dem Lego-Baukasten
2. Teil: Medikamente aus der Bakterien-Apotheke
Anfang der achtziger Jahre gelang es erstmals, das Gen für menschliches Insulin in Bakterien einzubringen und das für Typ1-Diabetiker notwendige Hormon im großen Maßstab von Einzellern produzieren zu lassen.
Die Idee war geboren: Bakterien als billige Arzneimittel-Produzenten. Für den Kampf gegen eine der größten Geißeln der Menschheit - die Malaria - wollen Wissenschaftler nun E.-Coli-Bakterien einspannen, um das aufwendig aus der Pflanze Einjähriger Beifuß gewonnene Medikament Artemisinin zu produzieren. Jay Keasling von der University of California will so zusammen mit der Firma Amyris das Malaria-Medikament billig und im großen Stil herzustellen. Der Wissenschaftler schleuste dafür in die Bakterien Gene aus dem Beifuß und der Hefe ein.
Der Aufwand lohnt sich, denn der Bedarf nach Artemisinin ist riesig: 2006 wurden weltweit rund 250 Millionen Menschen mit Malaria infiziert, 880.000 Menschen starben an der Krankheit. Weil Malaria hauptsächlich in armen Ländern auftritt - rund 90 Prozent alleine in Afrika - entscheiden die Kosten oft über Leben und Tod. 2,20 Dollar kostet derzeit eine Dosis Artemisinin, Keaslings will die Kosten mit der bakteriellen Produktion auf 25 Cents senken. Millionenschwere Unterstützung für das Artemisinin-Project kam im Jahr 2004 von der Bill and Melinda Gates Foundation.
"Wir haben die Arbeit an der Biosynthese von Artemisinin vollendet", sagte Keasling im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Zusammen mit dem Pharmakonzern Sanofi-Aventis will er das Bakterien-Artemisinin in diesem Jahr auf den Markt bringen.
- 1. Teil: Leben aus dem Lego-Baukasten
- 2. Teil: Medikamente aus der Bakterien-Apotheke
- 3. Teil: Tanken in der Hefe-Brauerei
- 4. Teil: Biosensoren - Alarm bei Arsen
- 5. Teil: Medikamente auf dem Prüfstand
- 6. Teil: Auf zum grünen Mars
- 7. Teil: Wir pflanzen einen Stuhl
- 8. Teil: Gefahren und Risiken der synthetischen Biologie