Dinosaurierskelett
T-Rex wird bei Ebay angeboten - Forscher sind schockiert
Für einen Millionenbetrag wird bei Ebay derzeit das Skelett eines T-Rex angeboten. Die Auktion ist für Wissenschaftler ein Problem. Aber Hollywoodstars und andere reiche Sammler lauern auf solche Gelegenheiten.
Mit ihrer Kraft und ihrer Größe faszinieren Dinosaurier die Menschen schon immer, vor allem der Tyrannosaurus Rex. Der Fleischfresser mit dem mächtigen Schädel und den kleinen Ärmchen hat die Popkultur beeinflusst, wie wohl kein anderes Fossil sonst. Er stapfte durch Hollywoodfilme oder inspirierte Rockbands zu einem Bandnamen.
Nicht nur der Mythos T-Rex begeistert die Menschen, immer mehr interessieren sich auch für die gefundenen Fossilien selbst. Und längst nicht jeder Dinosaurierknochen oder Schädel landet im Museum oder in der fachkundigen Hand von Paläontologen. Einige Funde erreichen die Forscher gar nicht. Dafür werden sie zur wertvollen Ware für Fossilienhändler, die damit beachtliche Preise erzielen.
Jüngstes Beispiel ist das Skelett eines Tyrannosaurus Rex, das beim Online-Auktionshaus Ebay angeboten wird . Für 2,95 Millionen US-Dollar (2,61 Millionen Euro) kann man sich die Überreste des zweibeinigen Räubers ins Haus stellen. Es handele sich angeblich "sehr wahrscheinlich um den einzigen Baby-T-Rex der Welt", heißt es im Text der Auktion.
Das viereinhalb Meter lange Tier sei zum Zeitpunkt seines Todes wahrscheinlich vier Jahre alt gewesen. Zwar seien die Einzelteile des Schädels von einem Wissenschaftler untersucht und der Kopf professionell rekonstruiert worden. Aber viele Knochen seien noch nicht identifiziert worden, schreiben die Verkäufer zu dem Angebot.
Laut einem Bericht des Wissenschaftsmagazins "Science" wurde das Fossil 2013 auf einem Privatgrundstück im US-Bundesstaat Montana gefunden. Das etwa 68 Millionen Jahre alte Tier wurde von Alan Detrich, einem professionellen Fossiliensammler, entdeckt und ging in seinen Besitz über. Zunächst übergab er das Son of Sampson genannte Skelett als Leihgabe dem Natural History Museum, das an die University of Kansas in Lawrence angeschlossen ist. Ab 2017 wurde Son of Sampson dort ausgestellt. Doch dann entschloss sich Detrich zum Verkauf.
Dagegen protestieren Forscher nun. Das Tier sei entgegen den Angaben von Detrich nicht ausreichend untersucht worden. Verschwindet es in der Sammlung einer Privatperson, gerate es womöglich ganz außer Reichweite der Forschung, hieß es in einem offenen Brief, den die Society of Vertebrate Paleontology , eine US-Vereinigung von Paläontologen, kürzlich veröffentlicht hat. "Die Aktion untergrabe den wissenschaftlichen Forschungsprozess und mache es zukünftigen Generationen schwer, das Naturerbe unseres Planeten anzusehen", hieß es.
Kritisiert wird auch das Museum, das mit der Ausstellung des Fundes dazu beigetragen habe, das öffentliche Interesse an dem Fossil zu steigern und den Preis womöglich gleich dazu. "Die Ausstellung hat Hunderte oder Tausende von Besuchern auf das Fossil aufmerksam gemacht und so den kommerziellen Wert möglicherweise erhöht", hieß es. Dagegen hat sich das Museum inzwischen verteidigt. Auf Twitter wurde eine Mitteilung von Leonard Krishtalka, dem Direktor verbreitet. Darin heißt es, man habe nichts über die Verkaufspläne gewusst und würde sie nicht unterstützen. Das Skelett sei inzwischen an den Besitzer zurückgegeben worden.
Zehn Fragen: Was nicht jeder über T-Rex weiß
Mit knapp über 30, teils ziemlich vollständigen Skelettfunden gehört T-Rex zu den bestdokumentierten Dinosauriern. Es gibt allerdings extrem wenige mittelgroße, "jugendliche" Tier-Funde. Die mögliche Erklärung: Juvenile T-Rex könnten deutlich anders als ihre Elterntiere gelebt haben - als schnelle, jagende Raptoren in Rudeln. Deren Sterberisiko, glauben Forscher, könnte geringer gewesen sein als das der ganz Kleinen oder der ausgewachsenen Kraftklöße, die sich dann auch auf andere Konfrontationen einließen. Das könnte erklären, warum ganz junge und ganz alte Tiere häufiger starben (und fossilisierten) als die stabile Mitte.
Die Frage, wie genau sich T-Rex ernährte ist - wie bei vielen anderen Groß-Raptoren - heiß umstritten. Es gibt Indizien, die dafür sprechen, dass er ein Jäger war und andere, die darauf hindeuten, dass er Aas fraß. Möglicherweise ist beides wahr, und vielleicht in verschiedenen Lebensaltern in unterschiedlicher Gewichtung: Ausgewachsene T-Rex waren extrem kräftig, aber wohl keine schnellen, ausdauernden Läufer. Ihre jugendlichen Formen waren agile Raptoren, die möglicherweise in Rudeln jagten. Vielleicht liegt da die Antwort: T-Rex jagte, wenn und solange er konnte - und fraß ansonsten, was auf den "Tisch" kam. Und zwar alles.
Die Antwort darauf ist verblüffend: Erst einmal gar nicht - und dann sehr, sehr schnell. Tatsächlich lässt sich an Fossilfunden nachweisen, dass T-Rex-Junge bis zu einem Alter von circa 14 Jahren relativ klein blieben. Dann setzte ihre "Pubertät" ein - mit einem beispiellosen Wachstumsschub, in dem sie ihre Körpermasse innerhalb von zwei, drei Jahren vervielfachten. Das deutet darauf hin, dass sie in verschiedenen Lebensaltern auch grundverschiedene Lebensweisen pflegten (siehe oben). Tatsächlich unterscheiden sich jugendliche Tiere von den Alten dermaßen, dass man Fossilfunde junger T-Rexe immer wieder als eigene Raptoren-Art missdeutete.
Es ist zurzeit modern, auch große Raptoren mit Federkleid darzustellen. Richtig ist, dass viele kleine Raptoren gefiedert waren - die Vögel sind Abkömmlinge von Maniraptora, die Übergänge zwischen Raubsaurier und Vogel waren fließend. Richtig ist auch, dass vor allem chinesische Funde von kleineren und mittelgroßen Raptoren Spuren von Protofedern zeigen. Was man bisher hingegen nicht gefunden hat: Einen großen Vertreter der Tyrannosauroidea, bei dem man das hätte nachweisen können. Die seltenen Hautfunde, die bisher bekannt sind, zeigen eine echsenhafte Schuppung. Was nicht ausschließt, dass Jungtiere gefiedert waren oder ausgewachsene Tiere einzelne Prunkfedern trugen. Fazit: Man weiß es nicht sicher, aber es gilt bei T-Rex als nicht sehr wahrscheinlich.
Das Gewicht eines Lebewesens zu schätzen, das vor 66 Millionen Jahren ausstarb, ist schwer. Verschiedene Experten kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen: Bei T-Rex reichen die Schätzungen von sechs bis 14 Tonnen. Wo man landet, ist nicht nur davon abhängig, wie dick und rund man das Tier rekonstruiert. Man weiß heute beispielsweise, dass Tyrannosauroidea vergleichsweise leicht gebaut waren - und zwar wegen ihrer Knochen: Die waren hohl - so wie bei Vögeln, ihren engsten Verwandten. Tendenziell setzen Schätzungen bei den meisten Dinosauriern heute etwas niedriger an als noch vor einigen Jahrzehnten. T-Rex sehen die meisten Forscher heute bei sieben bis neun Tonnen.
Tyrannosauroidea waren die größten Raptoren der nördlichen Hemisphäre. Doch die spektakulärsten Entdeckungen werden heute auf der anderen Seite der Welt gemacht. Die größten heute bekannten Raubsaurier lebten offenbar in Afrika und Südamerika und waren mit T-Rex nur sehr entfernt verwandt. Sowohl die "Südamerikaner" wie Mapusaurus oder Giganotosaurus, als auch der afrikanische Carcharodontosaurus waren noch ein bisschen länger und größer als T-Rex. Der größte von allen, Spinosaurus aegyptiacus, mag auch noch einiges massiger gewesen sein, musste dieses Gewicht aber auch nicht immer tragen - er lebte und jagte möglicherweise halbaquatisch.
T-Rex war der erste große, zweibeinig laufende Raubsaurier, der weithin bekannt und populär wurde (andere, frühere Funde hatte man zuerst fälschlich vierbeinig rekonstruiert). Was danach an Raptoren gefunden wurde, sah ihm stets ziemlich ähnlich: Vergleichsweise kleine Arme, kräftige Hinterbeine, aufrechter Gang und ein eher großer Kopf gehören zum Grundbauplan aller Raubsaurier (Theropoda). Das kommt auch dem ursprünglichen Körperbau der allerersten Dinosaurier sehr nahe. Die Raubsaurier variierten ihn nur in den Details - für Fachleute gibt es aber viele Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Zweigen am evolutionären "Busch" der Theropoda. Sie sind ähnlich groß wie bei den Vögeln, deren Grundbauplan ja auch stets derselbe ist. Trotzdem käme kein Mensch auf die Idee, einen Kolibri mit "so ähnlich wie ein Geier" zu beschreiben.
Im Jahr 1865 malte der amerikanische Naturkundler Joseph Leidys ein Bild, das seine Vorstellung des Hadrosaurus zeigte: Hoch aufrecht stehend, und der Schwanz stützte den Körper. Es sollte die Vorstellungen zweibeiniger Dinosaurier bis in die 1970er-Jahre hinein prägen. Doch kein zweibeinig laufender Dinosaurier stand oder bewegte sich so. Richtig ist vielmehr die heutige Darstellung solcher Tiere, bei denen Kopf und Schwanz eine Waage bilden, die das Gewicht perfekt austariert. Man kann sich vorstellen, wie schnell solche Tiere sich bewegen konnten, wenn sie sich vorwärts lehnten und vom Boden abstießen - es ist eine in jeder Hinsicht "lebendigere" Vorstellung als die von Godzilla-haft tapsenden Urechsen. Woher man das alles weiß? Nur in Waage passen die Gelenke der Knochen wirklich zusammen. Zudem fand man Tausende versteinerte Dinosaurierspuren - und noch nie die Schleifspur eines Dino-Schwanzes.
Aber sicher doch - nur ob wir den auch wahrgenommen hätten, weiß man nicht so recht. Lange glaubte man, zwei "Bauformen" unterscheiden zu können: Eine "robuste", größere, die man als Weibchen interpretierte, und eine grazile Körpergestalt. Doch es könnte auch zwei Unterarten gegeben haben, oder die Grazilen waren nicht ganz ausgewachsen. Bekannt ist nur das Geschlecht eines einzigen Fossils, weil man im Körper Kalzium fand - den Baustoff für Eier. Aber Größe wäre auch nicht die einzige Möglichkeit gewesen, sich weithin als Männchen oder Weibchen erkenntlich zu geben - Töne, Gerüche, Farbe oder Schmuckelemente wie Prunkfedern oder bunte Kehlsäcke wären ebenfalls denkbar. Das Problem daran: So etwas versteinert entweder gar nicht oder nur sehr, sehr selten. Ergo: Wir wissen es nicht wirklich.
Um 11.30 Uhr? Quatsch, ist schon klar: Aber die Frage ist auch fast so unsinnig wie die Antwort. In die Welt kam die Vorstellung 2009 durch den Paläontologen Jack Horner. Er schlug die "Wieder-Erschaffung" eines "Chickenosaurus" durch Gen-Manipulation von Vögeln vor: Horner will archaische "Dino-Gene" reaktivieren und so einen Vogel zu einer Art Dinosaurier zurückentwickeln. Er hat kleinere Erfolge melden können ("Dino-Schnauze", "Dino-Beine"), was die Story in der Presse hielt. Ein Hühner-T-Rex wird aber wohl Sci-Fi bleiben: Huhn und T-Rex sind zwar verwandt, aber der T-Rex ist keineswegs ein Vorfahr des Huhns - eher eine Art Ur-Großcousin zweiter Linie. Die Antwort auf die T-Rex-Frage lautet deshalb definitiv: niemals. Nicht auszuschließen ist aber, dass Horner eines Tages mit einem gackernden Maniraptor-Huhn daherkommt, das Mais und Roggen jagt.
Auch der bedauert laut "Science", den T-Rex bei Ebay zum Verkauf angeboten zu haben, ohne das Museum vorher in Kenntnis gesetzt zu haben. Er habe aber gegen kein Gesetz verstoßen, so Detrich.
Tatsächlich ist es weder ungewöhnlich, dass Fossilien bei Ebay oder in anderen Auktionshäusern verkauft werden, noch dass sie in privaten Sammlungen liegen. Ein Blick auf die Internetseite PirateGoldCoins, die für Detrich offenbar den T-Rex verkauft, offenbart zahlreiche weitere Auktionen. Im Angebot waren etwa die Fossilien eines Wollhaarmammuts oder die Klaue eines Höhlenbären. Für 890.000 Dollar ist gerade auch ein Triceratops-Skelett zu haben.
Nicht jeder dieser Funde muss zwingend in einem Museum liegen, dafür fehlt manchmal schlicht der Platz. Auch nicht jeder Tonkrug oder jede Scherbe, die die Archäologen ausgraben, gehört in eine Ausstellung. Wichtig ist aber die wissenschaftliche Erfassung von Funden. Und das gelingt im Fall von Saurierskeletten längst nicht immer. Besonders T-Rex-Teile sind bei privaten Sammlern begehrt. Der Paläontologe Thomas Carr sagte "Science", er wisse von 34 Skeletten, zu denen er keinen Zugang habe.
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Bajadasaurus pronuspinax: Dinos mit Halsschmuck
Foto: Conicet/dpa
Weil solche Fossilien immer begehrter werden und Rekordpreise erzielen, wird es für die meist finanzschwachen öffentlichen Museen immer schwieriger, bei solchen Auktionen mitzuhalten. Im vergangenen Jahr bot ein Pariser Auktionshaus ein fast neun Meter langes Dinosaurierskelett an, dessen Art bisher nicht identifiziert worden sein soll. Das Stück wurde für 2,3 Millionen Dollar an eine Privatperson verkauft.
Dass finanzkräftige Sammler solche Summen ausgeben, lässt sich nicht zuletzt auf Steven Spielbergs Film "Jurassic Park" zurückführen, der die Nachfrage nach Fossilien erhöht hatte. Danach erreichten Dinosaurierknochen erstaunliche Preise. Selbst Hollywoodstars wie Nicolas Cage, Russell Crowe oder Leonardo DiCaprio boten mit. Cage machte einst Schlagzeilen mit dem Kauf eines Saurierschädels, den er DiCaprio bei einer Auktion für 276.000 Doller wegschnappte. Später stellte sich heraus, dass der Tyrannosaurus Bataar in der Mongolei gestohlen wurde. Der Schauspieler gab ihn zurück.
Der Preis des aktuell angebotenen T-Rex-Jungtieres war bisher allen Ebaybesuchern zu hoch. Aber Hunderte haben die Seite besucht, noch steht das Angebot. Immerhin glaubt Paläontologe Thomas Carr, dass die geforderte Summe angesichts des nur partiell erhaltenen Skeletts völlig überzogen sei. Aber Interessenten können dem Käufer auch Angebote machen.
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In der argentinischen Provinz Neuquén haben Forscher eine bislang unbekannte Dinosaurierart entdeckt.
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Überreste des Bajadasaurus pronuspinax am Fundort.
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Die nun entdeckte Art trug den Forschern zufolge mehr als ein Meter lange Stacheln am Hals.
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Ein Paläontologe bearbeitet die Fundstücke. Die Funktion der Stacheln ist unter Forschern umstritten. Mit der Entdeckung des Bajadasaurus hoffen die Forscher, offene Fragen beantworten zu können.
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"Wir glauben, dass die langen, spitzen Stacheln an Hals und Rücken von Bajadasaurus potenzielle Raubtiere abschrecken sollten", sagte Pablo Gallina. Der gefundene Schädel sei der bisher am besten erhaltene eines Dicraeosauridae. Bislang habe es auch Hypothesen gegeben, dass die Stacheln die Körpertemperatur der Dinosaurier regulieren oder sie sexuell attraktiver machen sollten.
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Lager der Paläontologen: Seit 2010 ist das Forschungsteam in der Region um Bajada Colorada stationiert. Argentinien gilt als Eldorado der Dinosaurierforscher.