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Termiten: Die Insektenoase rettet Steppen vor Trockenheit

Foto: Rob Pringle

Savanne in Afrika Termiten schaffen Inseln der Fruchtbarkeit

Die Regenmenge ist überall gleich - doch Landschaften, die von Termiten bewohnt werden, kommen besser mit Trockenphasen zurecht. Dank der Insekten dringt Wasser besser in den Boden ein. Und nicht nur das.

Das Geheimnis sind ihre hügelförmigen Nester - darin sammeln Termiten Wasser und Nährstoffe und erlauben so auch der Vegetation, Dürreperioden zu überdauern. Somit bremsen die Insekten die Wüstenbildung und machen trockene Graslandschaften widerstandsfähiger gegen den Klimawandel, berichten Wissenschaftler im Fachblatt "Science"  . Ihre Untersuchung zeige auch, dass eine fleckenartige Verteilung der Vegetation in Trockenlandschaften nicht zwangsläufig auf eine drohende Verwüstung hinweise, wie bisher oft angenommen wurde.

Um den Zustand von Graslandschaften zu beurteilen, werten Wissenschaftler generell unter anderem Luftaufnahmen und Satellitenbilder aus. Eine fleckenartige Verteilung der Vegetation lässt auf ein Austrocknen der Landschaft schließen, weil sich die Pflanzen bei Trockenheit und Nährstoffmangel räumlich konzentrieren. Experten werten dies als Warnsignal für die drohende Verwüstung eines Areals.

Die Forscher um Juan Bonachela von der Princeton University, New Jersey, zeigten nun, dass die Zusammenhänge komplexer sind. Sie ermittelten mit einem mathematischen Modell, wie unterschiedliche Regenmengen das Wachstum von Pflanzen beeinflussen, wenn gleichzeitig Termiten zugegen sind oder eben nicht. Die Ergebnisse der Modellrechnungen verglichen sie mit Luftaufnahmen aus einer Savanne in Afrika, in der Termiten der Gattung Odontotermes leben.

Wunderwerk Termitenhügel

Die Modelle zeigten, dass trockene Graslandschaften mit weniger Regenfällen auskommen, wenn dort Termiten leben. In und um deren Nester herum werde die Feuchtigkeit gespeichert und verteilt. Außerdem blieben dort Samen erhalten, sodass sich die Vegetation nach längerer Trockenheit schneller erhole.

"Der Regen ist überall gleich, aber weil die Termiten dafür sorgen, dass das Wasser besser in den Boden dringt, wachsen Pflanzen auf den Hügeln und um sie herum, als wenn es dort mehr Regen geben würde", sagt Studienleiterin Corina Tarnita von der Princeton University. "Die Vegetation um Termitenhügel überdauert länger und schwindet langsamer."

Die Termitennester seien aufgrund der Konkurrenz der verschiedenen Termitenstaaten stets in einigem Abstand zueinander zu finden. Sie bildeten Fruchtbarkeitsinseln und sorgten so bei anhaltender Trockenheit für eine fleckenhafte Ansammlung der Vegetation. Dies deute dann aber eher auf eine erhöhte Widerstandsfähigkeit als auf eine erhöhte Empfindlichkeit der Landschaft hin, schreiben die Wissenschaftler. Sie gehen davon aus, dass sich ihre Resultate auch auf andere Termitengattungen als Odontotermes übertragen lassen.

Die Untersuchung zeige, dass kürzlich vorgeschlagene Früh-Warnzeichen für die Verwüstung trockener Ökosysteme - darunter Vegetationsinseln - zu einfach seien können, schreibt Jef Huisman von der Universität Amsterdam. Diese könnten in Vorhersagen zu Auswirkungen des Klimawandels resultieren, die der Komplexität der Natur nicht gerecht würden, kommentiert er die Studie, an der er nicht beteiligt war.

Von Anja Garms, dpa/nik
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