Tierische Charakterzüge Optimistische Hunde nehmen Einsamkeit gelassen

Wie gehen Hunde mit dem Alleinsein um? Manche Tiere sind verzweifelt, wenn sie in der Wohnung zurückgelassen werden - und randalieren. Anderen hingegen sind wenig beeindruckt und friedlich. Wissenschaftler glauben, dass es unter den Vierbeinern Optimisten und Pessimisten gibt.
Dackel (in Landsberg am Lech, Juli 2010): Optimist oder Pessimist?

Dackel (in Landsberg am Lech, Juli 2010): Optimist oder Pessimist?

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ dpa

Cambridge - Manche Hunde reagieren verängstigt, wenn sie allein zu Hause gelassen werden. Sie bellen, pinkeln die Möbel an - und demolieren im schlimmsten Fall sogar die Inneneinrichtung. Andere Tiere hingegen lässt das Alleinsein völlig kalt. Doch wie lässt sich das unterschiedliche Verhalten erklären? Britische Forscher hatten einen Verdacht: Es gibt optimistische und pessimistische Hunde.

Eine Studie der Wissenschaftler um Michael Mendl von der University of Bristol in Langford scheint diese These zu bestätigen. Ähnlich wie für manche Menschen das Glas halb voll sei, für andere aber halb leer, rechneten offensichtlich auch manche Hunde eher mit positiven Ereignissen, andere eher mit negativen. Im Fachmagazin "Current Biology" berichten die Wissenschaftler über ihre Studie mit 24 Hunden. Diese waren gerade in ein Tierheim gekommen.

Zunächst untersuchten sie, ob die Tiere verängstigt reagierten, wenn sie alleine gelassen wurden. Dazu spielten sie mit jedem Hund 20 Minuten in einem geschlossenen Raum. Am darauf folgenden Tag brachten sie das Tier erneut in diesen Raum und ließen es dort fünf Minuten allein. Videokameras beobachteten, wie die Hunde etwa an der Tür scharrten, auf Möbel sprangen, bellten - oder einfach ruhig blieben.

Im Anschluss an dieses Experiment untersuchten die Wissenschaftler in einem zweiten Versuch, wie die jeweiligen Hunde Entscheidungen trafen. Sie gewöhnten die Vierbeiner zunächst daran, dass ein Fressnapf immer mit Futter gefüllt war, wenn er an einer bestimmten Stelle eines Raumes stand. Stand er hingegen an einem anderen festen Platz, war er leer.

Optimistische Tiere zeigten sich selten verängstigt

Nachdem die Hunde diese Regel verinnerlicht hatten, stellten die Forscher einen Fressnapf mit Futter an eine Position, die zwischen den ersten beiden lag. Hunde, die schnell zu diesem Futternapf rannten, als würden sie Fressen erwarten, wurden als optimistische Tiere eingeordnet. Solche, die sich nur zögernd dem Fressnapf näherten, als würden sie nicht davon ausgehen, Futter zu bekommen, galten entsprechend als Pessimisten.

Der Vergleich der Daten aus beiden Versuchen zeigte einen deutlichen Zusammenhang: Die optimistischen Tiere zeigten sich nur selten verängstigt, wenn sie kurz alleine gelassen wurden. Im Gegensatz dazu neigten die pessimistischen Hunde viel häufiger zu destruktivem Verhalten. "Das ist wichtig für Hundebesitzer, wenn sie ihre Tiere richtig behandeln wollen", sagte Studienautor Mendl. Es zeige sich, dass das Angstverhalten der Hunde bei Isolation kein gutes Zeichen sei - auch wenn manche Tierhalter das annehmen würden.

Aus der Humanpsychologie sei bereits bekannt, dass die Gefühlslage eines Menschen sein Urteilsvermögen beeinflusst, erklärten die Forscher. Und glückliche Menschen würden eine ambivalente Situation eben eher als positiv bewerteten.

chs/dapd/dpa

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