Tierische Intelligenz Erdmännchen erkennen Stimme ihrer Artgenossen

Zwei Erdmännchen beim Streit: Tiere erkennen Stimme einzelner Individuen
Foto: dapdZürich - Menschen können es problemlos, und auch einige Tiere wie bestimmte Primatenarten oder Elefanten besitzen die Gabe: Sie erkennen Artgenossen an ihrer Stimme. Jetzt haben Biologen eine weitere Tierart gefunden, die diese Fähigkeit besitzt: Erdmännchen, so das Ergebnis von Verhaltensbiologen der Universität Zürich, können ihre Artgenossen anhand der Stimme unterscheiden.
Im Fachmagazin "Biology Letters" der britischen Royal Society berichtet das Team um Marta Manser von einem einfachen Experiment, mit dem die Wissenschaftler die Stimmerkennungsfähigkeiten unter freilebenden Erdmännchen (Suricata suricatta) analysierten, die in der südafrikanischen Kalahari-Wüste leben: Nacheinander spielten die Biologen den Tieren zwei unterschiedliche Rufe vor, die sie zuvor aufgezeichnet hatten. Die Rufe stammten von einem einzigen Tier, das in der gleichen Gruppe lebt, wie jenes Erdmännchen, das die Rufe zu hören bekam.
Dabei wandten die Forscher einen Trick an: Die Lautsprecher, aus denen die Rufe zu hören waren, stellten sie an zwei verschiedenen Orten auf. Die Erdmännchen wurden so mit einer Situation konfrontiert, die in der Realität unmöglich ist. In einem zweiten Experiment ahmten die Wissenschaftler dagegen eine reale Situation nach und spielten den Tieren zwei Rufe aus verschiedenen Richtungen vor, die von zwei unterschiedlichen Artgenossen stammten. Bei beiden Szenarien handelte es sich um Rufe von gleichrangigen Gruppenmitgliedern.
Einzelne Individuen statt Gruppen
Das Ergebnis: Die Tiere reagierten viel stärker, als sie mit der völlig unrealistischen Situation konfrontiert wurden. Anhand der Reaktionen schließen die Forscher, dass die Erdmännchen einzelne Individuen anhand ihrer Stimmen unterscheiden können.
Ein ähnliches Experiment hatten Biologen von der University of Melbourne 2009 vorgestellt. Sie spielten fünf Asiatischen Elefanten im Zoo von Melbourne Tonbandaufnahmen von ihren Mitbewohnern, von fremden Artgenossen sowie von Afrikanischen Elefanten vor und beobachteten, ob die Tiere auf den Lautsprecher zuliefen oder anderweitig reagierten. Und auch hier war das Ergebnis eindeutig: Vertraute Stimmen ließen die Dickhäuter eher kalt, die Stimme der afrikanischen Verwandten sowie der fremden Artgenossen sorgten bei den Tieren dagegen für große Neugierde. Bis zu zweihundert Artgenossen sollen Elefanten anhand ihrer Stimme erkennen können.
Bei den Erdmännchen war man früher davon ausgegangen, dass die Tiere ihre Artgenossen anhand der Stimme lediglich in verschiedene Gruppen zuordnen: Jäger, Wächter oder Babysitter. Erdmännchen-Kolonien sind bestens organisiert - der soziale Zusammenhalt sowie die Arbeitsteilung ist für die Tiere besonders wichtig. Denn Erdmännchen leben meist in offenen Wüsten und sind somit leichte Beute. Warnrufe der Artgenossen bei drohender Gefahr aus der Luft etwa, sind für das Überleben der Tiere entscheidend.
Dass die Tiere ein sehr feines Gehör besitzen, hatten Townsend und seine Kollegen bereits zeigen können, als sie die Feinheiten der Warnschreie analysierten. Dabei zeigte sich: Nur wenn diese disharmonisch sind, reagieren die Artgenossen entsprechend alarmiert und unterbrechen die Futtersuche.