Nach EU-Beschwerde Bundesregierung will Gesetze für Tierversuche reformieren

Makake in einem Gehege (Archivbild)
Foto: Friso Gentsch/ DPAIm Jahr 2017 starben 740.000 Tiere in Deutschland für die Wissenschaft, etwa zwei Millionen wurden in diesem Zeitraum für die Forschung als Versuchstiere eingesetzt. Diese Statistik stammt aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor.
Wenn es nach dem Willen der zuständigen EU-Kommission geht, muss Deutschland beim Thema Tierversuche nachbessern. Die Kommission hatte sich beschwert, weil EU-Recht nicht eingehalten wurde.
Deshalb will die Bundesregierung die rechtlichen Vorgaben für Tierversuche in Deutschland reformieren, berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung". So wolle man eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof abwenden. Laut dem Blatt räume man ein, dass EU-Bestimmungen "nicht hinreichend deutlich" umgesetzt worden seien.
Der Bund bittet die Kommission dem Bericht zufolge allerdings um mehr Zeit, weil die Reform das Gesetzgebungsverfahren durchlaufen muss. Bis November 2020 sollten die Änderungen aber in Kraft treten können. Erste Entwürfe habe das zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium bereits eingereicht.
Die EU-Kommission hatte bereits im Sommer 2018 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, weil die EU-Vorgaben für Tierversuche aus Brüsseler Sicht nur unzureichend im deutschen Gesetz verankert sind. Dabei geht es etwa um den Einsatz von Affen bei Experimenten oder den Nachweis der Sachkunde beteiligter Forscher.
Laut den EU-Richtlinien sollen Affen, die für Experimente eingesetzt werden, Nachkommen von in Gefangenschaft lebenden Primaten sein. Das war im Gesetzestext bisher nicht klar genug formuliert, rügte Brüssel.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Versuchstiere zurückgegangen. 2014 lag sie noch bei 3,3 Millionen Tieren (siehe Grafik). Weiter in die Vergangenheit lassen sich die Werte nicht abgleichen, da zwischen 2013 und 2014 das Erfassungssystem verändert wurde.
Am häufigsten setzten Wissenschaftler Mäuse ein, insgesamt 1,37 Millionen Tiere. Das entspricht knapp 50 Prozent der Versuchstiere. Hinzu kamen 255.000 Ratten und 240.000 Fische sowie 3300 Hunde und 718 Katzen. Deutlich gestiegen ist die Zahl der verwendeten Affen: Sie lag im vergangenen Jahr bei 3472 Tieren, 2016 waren es noch 2462. Auch wenn nach Alternativen gesucht wird: Dass in der Forschung in absehbarer Zeit gar keine Versuchstiere mehr eingesetzt werden, halten Experten für unrealistisch.