Treibhausgas Erdbeben lassen Methan aus dem Meeresboden brechen

Meeresboden vor der pakistanischen Küste in knapp 3000 Metern Tiefe: Erdbeben führte zu großer Methan-Freisetzung
Foto: MARUM/ Universität BremenBei der Abschätzung des künftigen Klimawandels gehört Methan zu den großen Unbekannten: Wird die Erwärmung zur Freisetzung großer Mengen des potenten Treibhausgases führen, die in Permafrostböden oder als Hydrate am Meeresboden gespeichert sind? Jetzt sind Forscher auf einen bisher unbekannten Mechanismus gestoßen, der diese Sorge nicht unbedingt verringert: Offenbar können auch Erdbeben riesige Mengen Methan in die Ozeane entweichen lassen.
Ein internationales Forscherteam hat das nach eigenen Angaben anhand eines schweren Erdbebens nachgewiesen, das sich im Jahr 1945 im Arabischen Meer ereignet hat. Das Team um David Fischer vom Marum, dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen, hatte 2007 bei einer Expedition vor der Küste Pakistans Sedimentkerne vom Meeresboden in knapp 3000 Metern Tiefe untersucht.
Untypische Profile von Sulfat und dem Mineral Baryt gaben den Wissenschaftlern Rätsel auf. Sie mussten innerhalb der vergangenen 60 bis 70 Jahre entstanden sein - geologisch also in allerjüngster Vergangenheit, schreiben die Forscher in der Zeitschrift "Nature Geoscience" .
"Von dem Erdbeben wussten wir anfangs nichts"
"Da wurden wir hellhörig", sagt Erstautor Fischer. Zudem zeigten Fotos vom Meeresgrund bis zu einen Meter hohe Aufwölbungen statt der erwarteten flachen Sedimente. Erst weitere Nachforschungen ergaben, dass das Gebiet 1945 von einem extremen Beben der Stärke 8,1 erschüttert wurde. "Von dem Erdbeben wussten wir anfangs nichts", sagt Fischer.
Die Erdstöße hoben die Sedimente und das darunterliegende Gasreservoir an, wie die Forscher schreiben. "Die massive Energie, die bei dem Erdbeben frei wurde, hat die Sedimente aufgebrochen und das darunter gefangene Methan freigesetzt", erläutert Fischer. Demnach müssen nach konservativen Berechnungen mindestens 326 Millionen Mol Methan in den Ozean entwichen sein - das entspricht laut Fischer etwa der Ladung von zehn Tankschiffen. Im Meer wird das Gas von Mikroorganismen zu Kohlendioxid (CO2) verarbeitet, das in die Atmosphäre gelangen kann.
Dieser Prozess war bislang unbekannt, dürfte jedoch eine wichtige Rolle spielen, betonen die Wissenschaftler. Denn ausgerechnet an den Kontinentalrändern, die oft tektonisch stark aktiv sind, lagern besonders große Mengen Methan in den Sedimenten. Die Folgen von Erdbeben für den globalen Kohlenstoffhaushalt würden bislang nicht berücksichtigt.