Treibhausgas EU knüpft Klimaziel weiterhin an Bedingungen

Die EU-Staaten haben kurz vor Ablauf der Frist ihr offizielles Klimaziel beschlossen. Es soll die Grundlage für die weiteren internationalen Verhandlungen sein - doch zu einem mutigen Signal konnten sich die Europäer nicht durchringen.
Kohlekraftwerk Jänschwalde: EU beschließt offizielles Klimaziel

Kohlekraftwerk Jänschwalde: EU beschließt offizielles Klimaziel

Foto: Carsten Koall/ Getty Images

Brüssel - Die Zahlen lagen seit langem auf dem Tisch, jetzt wurden sie offiziell beschlossen: Die Europäische Union will ihren Kohlendioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um "20 Prozent/30 Prozent" kürzen. Diesem Vorschlag der spanischen EU-Ratspräsidentschaft stimmten die Botschafter der 27 Mitgliedstaaten am Mittwoch in Brüssel zu. Die 30 Prozent sind allerdings an die Bedingung geknüpft, dass andere Industriestaaten "vergleichbare" und die Entwicklungsländer "angemessene und ihnen mögliche" Reduktionsziele vorweisen.

Damit hat die EU das beschlossen, was sie seit langem in den internationalen Verhandlungen vorgelegt hat. Beim weitgehend gescheiterten Weltklimagipfel in Kopenhagen wurden die Europäer allerdings dafür kritisiert, dass sie sich nicht ohne Bedingungen zur 30-Prozent-Marke bekannt hatten. Das, so die Hoffnung von Wissenschaftlern und Umweltschützern, hätte eine Vorbild- und Sogwirkung auf andere Staaten haben können.

Zudem reicht eine 20-prozentige Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes nach Ansicht der meisten Wissenschaftler nicht aus, um genügend dazu beizutragen, die globale Erwärmung auf zwei Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten zu begrenzen. Oberhalb dieser Schwelle droht der Klimawandel katastrophale Formen anzunehmen.

Nach Meinung des zuletzt in die Kritik geratenen Uno-Klimarats IPCC müssen die Industriestaaten ihren Treibhausgas-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 25 bis 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 senken. Jo Leinen, Vorsitzender des Umweltausschusses im Europaparlament, kritisierte die Entscheidung der EU-Staaten, von sich aus nur 20 Prozent anzubieten: "Die bedingungslose Zusage, um 30 Prozent zu reduzieren, wäre die perfekte Chance gewesen, Vertrauen zurückzugewinnen."

Die EU muss ebenso wie die anderen Teilnehmer des Kopenhagener Klimagipfels bis Ende Januar bei den Vereinten Nationen ihre Klimaziele einreichen. Als nächster Schritt soll die Einigung in die EU-Hauptstädte zur schriftlichen Zustimmung übermittelt werden. Diese sollen bis Donnerstagabend in Brüssel vorliegen. Die internationale Staatengemeinschaft will einen vorerst letzten Anlauf im Dezember in Mexiko starten, sich doch noch auf einen Weltklimavertrag zu einigen.

mbe/dpa
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