Überfischung Ein Drittel aller Haie und Rochen ist vom Aussterben bedroht

Im Ökosystem der Ozeane kommt ihnen eine Hauptrolle zu. Doch wegen Überfischung ist das Überleben von Hunderten Arten von Knorpelfischen gefährdet. Die Rote Liste der Vereinten Nationen wird länger.
In manchen Gegenden der Welt gelten Haie als Delikatesse. Doch vor allem als Beifang sterben jedes Jahr Millionen dieser Tiere

In manchen Gegenden der Welt gelten Haie als Delikatesse. Doch vor allem als Beifang sterben jedes Jahr Millionen dieser Tiere

Foto: Mark Conlin / Universal Images Group / Getty Images

Knorpelfische zählen zu den ältesten Lebewesen auf diesem Planeten. Seit vielen Hundert Millionen Jahren ziehen Haie, Rochen und Chimären, die man auch Seekatzen nennt, ihre Bahnen durch die Ozeane. In dieser Zeit haben sie fünf Massenaussterben überlebt – das letzte davon raffte die Dinosaurier dahin.

Doch nun zeigt eine Auswertung der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN : Ein Drittel der Hai- und Rochenarten ist fast ausgerottet.

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Die Studie wurde in der Zeitschrift Current Biology  veröffentlicht.

Schon 2014 gab es eine globale Bewertung der Situation der Knorpelfische: Damals war ein Viertel der 1199 Arten gefährdet. Mittlerweile ist dieser Anteil auf 33 Prozent gestiegen – in absoluten Zahlen sind 391 Knorpelfischarten vom Aussterben bedroht.

Die am stärksten gefährdeten Arten sind Sägefische, Riesengitarrenfische, Teufelsrochen und pelagische Adlerrochen.

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Die besonders Bedrohten unter den Bedrohten

Foto: Norbert Probst / imagebroker / imago images

Die größte, universelle Bedrohung stelle die Überfischung dar: Für zwei Drittel der Tiere sei sie die einzige Gefahrenquelle. Zum größten Teil werden die Fische dabei nicht absichtlich gefangen, sondern verenden als Beifang in den Netzen und auf den Kuttern. In einigen Regionen gelten Hai- und Rochenfleisch und -flossen aber auch als Delikatesse und werden gezielt gejagt.

Die Fische, die das übrige Drittel ausmachen, würden durch das Zusammenspiel von drei weiteren Risiken zusätzlich bedroht: den Verlust von Lebensraum, die Erderwärmung und die Verschmutzung der Gewässer. Besonders stark bedroht seien die Arten in tropischen und subtropischen Küstengewässern, vor allem vor Indonesien und Indien.

Das Sterben der Fische hat Einfluss auf die Ernährungssicherheit

Den Knorpelfischen kommt im Ökosystem der Ozeane eine wichtige Rolle zu. Sie sind Raubfische und tragen ihren Teil zum Gleichgewicht der Populationen bei. »Haie und Rochen sind die Kanarienvögel in der Kohlengrube der Überfischung«, sagte der Hauptautor der Studie, Nicholas Dulvy von der kanadischen Simon Fraser University, der britischen Zeitung The Guardian . Die Gesundheit ganzer Ozean-Ökosysteme und die Ernährungssicherheit der Welt seien in Gefahr, sagte er weiter. »Unsere Studie zeigt eine immer düsterere Realität: Diese Arten gehören inzwischen zu den am stärksten bedrohten Wirbeltierarten und sind nur noch von den Amphibien übertroffen.«

Die Autorinnen und Autoren der Studie fordern Maßnahmen zum Schutz der Rochen, Haie und Seekatzen. Um die Sterblichkeit bedrohter Arten zu minimieren, sei es nötig, die Fischerei besser zu regulieren und Meeresschutzgebiete wirksam auszuweisen. Dann könne auch nachhaltiger Handel mit anderen Arten gewährleistet werden.

Die Befischung trifft Haie, Rochen und Chimären auch deshalb so stark, weil diese Fische langsam wachsen und nur wenige Jungtiere zur Welt bringen. Schätzungen zufolge werden jedes Jahr 100 Millionen Haie von Menschen getötet – was die Fortpflanzungsrate der Fische bei Weitem übersteigt.

Knorpelfische gibt es seit 420 Millionen Jahren, auch das steht in der Studie. Inzwischen könnten jedoch mindestens drei Arten bereits ausgestorben sein: Der Java-Stachelrochen wurde seit 1868 nicht mehr beobachtet, der Rotmeer-Torpedorochen nicht mehr seit 1898. Der sogenannte Verlorene Hai wurde im Südchinesischen Meer seit 1934 nicht mehr gesehen. Falls das zutrifft, wären diese Fische die ersten, die wegen Überfischung für immer aus den Meeren verschwunden sind.

vki
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