Fotostrecke

Heuschrecken: Insekten gedeihen bei eiweißarmer Kost

Foto: DPA/ ASU

Überweidung Viehherden fördern Heuschrecken-Plagen

Die Böden sind karg, die wenigen Gräser enthalten kaum Eiweiß - das sollte eigentlich auch Heuschrecken schaden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Eine Untersuchung zeigt, dass die Insekten von den widrigen Bedingungen profitieren und Überweidung damit die Gefahr von Riesenschwärmen steigert.

Heuschreckenschwärme sind schon als biblische Plage bekannt. In Teilen Afrikas und Asiens stellt das massenhafte Auftreten der Insekten auch heute eine Bedrohung für die Bevölkerung dar. Denn die Insekten können die Ernte eines Jahres in kurzer Zeit vernichten.

Wissenschaftler aus China und den USA haben jetzt herausgefunden, dass die intensive Beweidung von Landflächen das Auftreten großer Heuschreckenschwärme begünstigt. Heuschrecken der Art Oedaleus asiaticus bevorzugen demnach Pflanzen mit einem geringen Eiweißgehalt - wie sie auf stark beweideten, stickstoffarmen Böden wachsen.

Mit Stickstoff-Düngung ließe sich die massenhafte Vermehrung der Heuschrecken möglicherweise verhindern, schreiben Arianne Cease von der Arizona State University und ihre Kollegen im Wissenschaftsmagazin "Science" . Die intensive Viehwirtschaft, durch die Böden erodieren und stickstoffarm werden, hilft dagegen den Insekten.

Praxistest in der Inneren Mongolei

Die Wissenschaftler hatten Versuchsflächen in der Inneren Mongolei mit Stickstoff gedüngt, um den Eiweißgehalt der darauf wachsenden Pflanzen zu erhöhen. Heuschrecken, die diese Pflanzen fraßen, wuchsen anders und vermehrten sich schlechter, viele Tiere starben.

Um zu bestätigen, dass die Insekten tatsächlich mit dem erhöhten Eiweißgehalt Probleme hatten, fütterten die Forscher auch im Labor Heuschrecken mit verschiedenen Gräsern.

Bekamen die Tiere ausschließlich Futter, in dem der Proteinanteil relativ hoch war, wuchsen die Tiere schlechter und vermehrten sich weniger stark. Die Versuche bestätigten somit das Ergebnis der Freilandversuche: Proteinreiche Nahrung schadet den Heuschrecken. Warum dies so ist, sei noch unklar.

Hatten die Insekten die Wahl, fraßen sie die Süßgras-Art mit dem geringsten Eiweißanteil, Stipa grandis. Sie zogen außerdem Pflanzen von ungedüngtem Boden denen vor, die gedüngt worden waren. Und sie fraßen lieber Gräser von Feldern, die intensiv beweidet wurden als solche von unberührten Flächen.

Für die Bauern in den Steppenregionen der Inneren Mongolei bedeute eine Überweidung ihrer Weideflächen somit zweierlei, schreiben die Forscher: Sie müssten mit den Folgen der Bodenerosion sowie nachlassender Bodenqualität fertig werden - und mit der steigenden Gefahr von Heuschrecken-Plagen.

wbr/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren