Satellitenbild der Woche Europas Miniwüste

Wo eben noch Bäume standen, erstreckt sich plötzlich nur noch Sand: Im Süden der Ukraine liegt die Wüste Oleschky-Sande. Doch wie ist sie entstanden? Forscher haben da gleich mehrere Theorien.
Die Dünen der Oleschky-Sande sind bis zu fünf Meter hoch

Die Dünen der Oleschky-Sande sind bis zu fünf Meter hoch

Foto: NASA

Vom All aus sieht die Wüste in der Ukraine aus wie ein sandfarbenes Ei. An ihrer breitesten Stelle erstrecken sich die Dünen der Oleschky-Sande über fünf Kilometer, die höchsten sind fünf Meter hoch. Benannt ist die halbtrockene Wüste nach der benachbarten Stadt Oleschky. Bis zum Schwarzen Meer sind es gut 65 Kilometer. Fast nirgendwo in Europa liegt so viel Sand wie hier. Wie es dazu kam, beschäftigt Forscher seit Langem.

Der Nasa-Satellit "Landsat 8" hat die Wüste aus dem All fotografiert. Die Grenze zwischen dem Braun des Sandes und dem Grün der umgebenden Bäume ist deutlich zu erkennen. Seit dem 20. Jahrhundert umringt die Wüste ein dichter Pinienwald. Die Bäume waren extra gepflanzt worden, um ein weiteres Ausbreiten der Wüste zu verhindern. Doch Satellitenaufnahmen aus den vergangenen 30 Jahren zeigen, dass sich der Sand allmählich ausbreitet, vor allem an den nordöstlichen und südwestlichen Flanken der Wüste.

Aus dem All zeigt sich die ovale Form der Wüste

Aus dem All zeigt sich die ovale Form der Wüste

Foto: NASA

Nur wenige Pflanzen gedeihen auf dem sandigen Boden, der sich im Sommer auf bis zu 75 Grad Celsius erhitzt. Obwohl die Wüste so klein ist, erheben sich häufig Sandstürme aus ihrem Inneren. Die Körner sind sehr fein, Winde können sie leicht mitreißen. Das Gebiet ist seit 2010 als Nationalpark geschützt und umfasst gut 8000 Hektar.

Es gibt mehrere Theorien darüber, wie die Mini-Wüste Europas entstanden ist. Eine geht so: Die Dünen sind die Überbleibsel des ehemaligen Flussbetts des Dnieper, der nun weiter nördlich verläuft.

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Satellitenbild der Woche: Schnappschüsse aus dem All

Foto: Joshua Stevens/ NASA

Andere Forscher glauben, die mehr als eine Million Schafe, die im 18. und 19. Jahrhundert hier weideten, haben die Wüste herbeigefressen und sämtliche Pflanzen vertilgt. Die Wurzeln, die den sandigen Boden zusammenhielten, starben ab. Zurück blieb reiner Sand, auf dem sich Pflanzen nur schwer ansiedeln können.

Welche Theorie stimmt, ist noch nicht entschieden. In historischen Dokumenten der Region ist jedenfalls vor 1800 nie die Rede von einer Wüste in der Region. Außerdem wäre es nicht das erste Mal, dass Schafe eine Landschaft grundlegend verändern. Bestes Beispiel ist die Lüneburger Heide. Ohne die Tiere würde die Graslandschaft mit Bäumen zuwachsen.

koe
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