Umweltschutz Peking schließt mehr als 2000 veraltete Fabriken

Zementfabrik in China: Regierung legt fast 2100 umweltschädliche Betriebe still
Foto: STRINGER SHANGHAI/ REUTERSPeking - Chinas rasanter wirtschaftlicher Aufstieg hat für die Menschen mitunter dramatische Folgen. Die Luft- und Wasserqualität in den Städten ist teils erbärmlich, immer wieder machen Umweltskandale Schlagzeilen. Erst Ende Juli war die Millionenstadt Jilin nach einem Chemieunfall zeitweise ohne Trinkwasserversorgung, und die Hafenstadt Dalian kämpft derzeit mit den Folgen einer gewaltigen Ölpest.
Jetzt versucht die Regierung in Peking anscheinend, das Problem mit drastischen Schritten zu bekämpfen. Bis Ende September sollen 2087 Stahl- und Zementwerke geschlossen werden, die besonders verschwenderisch mit Energie umgehen.
Bei den "rückständigen" Fabriken handele es sich um Stahl-, Aluminium- und Papierwerke sowie Kokereien und einige andere Betriebe, teilte das Ministerium für Industrie- und Informationstechnologie mit. Erst vergangene Woche hatten die Behörden erklärt, der Fünfjahresplan zur Verbesserung der Energieeffizienz habe einen Rückschlag erlitten: Das Wiedererstarken der Wirtschaft nach der globalen Krise und der Boom der Bauwirtschaft hätten die Nachfrage nach Stahl, Zement und anderen energieintensiven Produkten steigen lassen. Allein im ersten Quartal 2010 ist die chinesische Wirtschaft um fast 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gewachsen. Im zweiten Quartal lag der Wert bei rund zehn Prozent.
Rückschlag in Sachen Umweltschutz
Laut dem Fünfjahresplan sollte der Energieverbrauch pro Einheit produzierter Güter, auch Energieintensität genannt, bis zum Ende dieses Jahres um 20 Prozent sinken. Ende 2009 seien bereits mehr als 14 Prozent erreicht gewesen, meldete die Regierung im März. Doch in der ersten Hälfte dieses Jahres sei die Energieintensität nicht weiter gesunken, sondern um 0,09 Prozent gestiegen.
Pekings Initiative in Sachen Energieeffizienz hat freilich nicht nur ökologische Gründe. Angesichts des enormen Wirtschaftswachstums ist die Regierung zunehmend besorgt über die wachsende Abhängigkeit Chinas von Öl- und Gasimporten aus teils politisch instabilen Regionen. Allerdings bereiten auch die Verschmutzung der mancherorts ohnehin kärglichen Wasservorräte und die Vernichtung von Waldbeständen Probleme.
China ist inzwischen der weltgrößte Stahlproduzent und strebt auch in anderen Bereichen eine Führungsposition an. Die neueren Fabriken sind zwar auf einem technisch modernen Stand. Zugleich aber gibt es in dem Land Tausende kleinerer Altbetriebe, die von lokalen Behörden am Leben gehalten werden - weil sie Steuereinnahmen und Arbeitsplätze garantieren.
Nach der jüngsten Anweisung aus Peking würden diese Betriebe nun ihre Emissionsrechte Ende September verlieren. Die Elektrizitätswerke würden die betroffenen Unternehmen nicht mehr mit Strom versorgen, Banken dürften nicht mehr mit ihnen handeln, teilte das Ministerium mit. Auf der Liste stehen demnach 762 Zementwerke, 279 Papier- und 175 Stahlfabriken, 192 Kokereien und eine nicht genannte Zahl von Aluminiumhütten. Die am stärksten von den Schließungen betroffenen Provinzen seien Henan in Zentralchina und Shaanxi im Norden des Landes: Hier sollen jeweils mehr als 200 Betriebe geschlossen werden.