Umweltverschmutzung
Das gefährliche Erbe der "Exxon Valdez"
Beinahe 21 Jahre ist es her, dass der Öltanker "Exxon Valdez" vor Alaska leckschlug - und noch heute sind die Strände dort mit Öl belastet. Forscher haben nun herausgefunden, warum der Treibstoff nicht schon längst verschwunden ist, wie eigentlich zu vermuten gewesen wäre.
Havarierte "Exxon Valdez" (am 9. April 1989): Folgen noch heute nachweisbar
Foto: John Gaps III/ AP
Berlin - Vorkommen in der Arktis sind ein attraktives Ziel für die Öl- und Gasproduzenten dieser Welt. Konzerne können auf Milliardengewinne hoffen, die Anrainerstaaten auf hohe Steuereinnahmen - immerhin
sollen rund ein Viertel aller bisher noch nicht entdeckten Vorkommen im hohen Norden liegen. In Norwegen wird zum Beispiel gerade darüber diskutiert, ob und wann vor den Inselgruppen der Lofoten und Vesterålen Bohrungen starten. Vor der Südküste Grönlands soll es sogar schon in diesem Sommer losgehen.
Doch welche ökologischen Folgen ein Öl-Boom in der Arktis haben wird, ist noch immer nicht klar. Ein Symbol für die möglichen Probleme, die in der rauen Umgebung drohen, ist
das Unglück des Tankers "Exxon Valdez" (siehe auch Kasten links). Das Schiff war im Frühjahr 1989 auf ein Riff gelaufen und leckgeschlagen - und noch heute verschmutzt ein Teil seiner Ladung die Küsten Alaskas, wie US-Forscher nun herausgefunden haben.
Michael Boufadel und Hailong Li von der Temple University in Philadelphia (US-Bundesstaat Pennsylvania) hatten sich Strandabschnitte auf Eleanor Island angesehen, rund 25 Kilometer vom Unglücksort entfernt. Dabei fanden sie heraus, dass besondere Eigenschaften des Küstenstreifens Schuld daran sind, dass noch immer etwa 75.700 Liter an Ölrückständen den Prince William Sound verschmutzen - obwohl sie eigentlich schon längst von Mikroorganismen zersetzt und vom Ozean weggewaschen sein müssten.
Schlechte Bedingungen für Mikroorganismen
Im
Fachmagazin "Nature Geoscience" berichten die Forscher, dass eine spezielle Schichtung des Bodens verhindert, dass das Öl verschwinden kann. Nach dem Unglück sei der Treibstoff zunächst in eine vergleichsweise locker liegende Steinschicht eingedrungen. Von hier habe es sich aber bei Ebbe in eine tiefer liegende, sehr kompakte Sandschicht vorarbeiten können, schreiben die Wissenschaftler. Dabei habe geholfen, dass nur wenig Frischwasser vom Land den zeitweiligen Wassermangel dort ausgeglichen habe.
In der unteren Bodenschicht herrschten dann Bedingungen, die einen Abbau des Öls weitgehend verhinderten - und zwar bis heute: Wasser durchdringt die untere Schicht nur mit einem Tausendstel der Geschwindigkeit, mit der es durch die lockereren Bereiche weiter oben fließt. Dadurch kommt kaum Sauerstoff in den Boden, was ölabbauenden Mikroorganismen das Leben schwer macht. Gleichzeitig komprimiert der Wechsel von Ebbe und Flut die Zone immer mehr. Kapillarkräfte halten das Öl fest und verhindern, dass es ausgewaschen wird.
Boufadel und Li glauben, dass sich ihre Ergebnisse verallgemeinern lassen. Steinstrände in den hohen Breiten rund um die Welt, so glauben sie, werden bei Ölverschmutzungen für lange Zeit belastet bleiben. Wie lange genau, das können die Forscher nicht abschätzen. Im Fall der "Exxon Valdez" sind es nun schon beinahe 21 Jahre - eine Zahl, die Ölmanager zumindest kennen sollten, wenn sie ihre Leute auf den Weg in die Arktis schicken.