Unglaubliche Sexkapaden Schamlose Affenbande terrorisiert Dorf in Kenia

Sie plündern Felder, klauen die Ernte, provozieren dabei angeblich mit schamlosen Attacken und Gesten. Dorfbewohnerinnen in Zentralkenia beklagen sich über randalierende Meerkatzen - eine affengeile Tiergeschichte.
Von Stefan Schmitt

Der Ort Nachu in Zentralkenia erfährt diesen Sommer eine Heimsuchung. Sie hat nicht unbedingt biblische Ausmaße, sondern ist höchst profan und irgendwie auch anzüglich: Entblößte Geschlechtsteile, Lärm und Spott, angeblich sogar Brustgrabschen - keinem Menschen würde man solch martialisches Machoverhalten nachsehen.

Doch die Schurken in diesem Spiel sind Trockennasenaffen der Gattung Chlorocebus, grüne Meerkatzen also. Sie fressen die Felder des Dorfs Nachu leer. Eine gewisse Berühmtheit erlangen die Tiere aber durch die Art, wie sie sich angeblich den Bäuerinnen gegenüber benehmen.

Mit Anstand hätten die Affen wohl nie weltweite Aufmerksamkeit erreicht. Ein Mangel an guten Manieren hingegen wirkte Wunder: Heute berichtet die BBC auf ihrer Website über "Monkey misery for Kenyan women villagers" - die Meerkatzen-Misere der kenianischen Bäuerinnen. "Die Affen grabschen nach den Brüsten und gestikulieren in unsere Richtung, während sie auf ihre besten Teile zeigen", sagte Lucy Njeri, eine Einwohnerin von Nachu, der BBC.

Frauen sind in dem Dorf hauptsächlich für Felder und Ernte verantwortlich, erfährt der Leser weiter, deshalb müssten sie sich auch am meisten mit den Affen herumärgern. Ob der Eindruck, dass die Tiere sich ihnen gegenüber besonders schamlos zeigten, irgendeine Grundlage jenseits subjektiver Interpretationen hat, bleibt jedoch offen. Dass es sich nicht schickt, fremde Brüste anzufassen; dass der Fingerzeig auf die eigenen Genitalien privater Pantomime vorbehalten bleiben sollte; dass Chlorocebus und Homo - wenngleich beide Primaten - doch unterschiedliche Gattungen mit gewissen biologischen und sozialen Unterschieden sind: All diese feingeistigen Nörgeleien finden momentan wenig Gehör. Im Gegenteil, die Empörung über die unanständigen Affen reicht bis ins kenianische Parlament hinein.

Appell an den Minister, Gelächter im Parlament

"Diese Kreaturen haben klar gezeigt, dass es ihnen am Respekt gegenüber Frauen mangelt", schimpfte der Parlamentsabgeordnete Paul Muite schon Ende Juli, wie die Zeitung "The Nation" aus der Hauptstadt Nairobi berichtete. Muite ist der Abgeordnete des Wahlkreises Kabete, zu dem Nachu gehört. "Will der Vertreter von Kabete etwa andeuten, dass die Affen Frauen lieben?", fragte Christine Mango, die Abgordnete einer anderen Partei, spöttisch zurück. Doch Muite ließ sich nicht beirren: Minister Morris Dzoro, zuständig für Tourismus und Wildbestände, müsse Ranger nach Kabete schicken, "die sich der Affen-Bedrohung annehmen".

Anfang August, so berichtet nun die BBC, habe Muite seine Forderung im Parlament wiederholt. Doch im Plenum habe er für die Schilderung des Affen-Gebarens Gelächter geerntet.

Tatsächlich ist es den Dorfbewohnern verboten, die Affen zu jagen. Eines der Tiere zu töten, wäre eine Straftat. Und wenigstens in ihren Schilderungen - sofern diese in "The Nation" und von der BBC getreulich wiedergegeben werden - klingt es so, als täte Selbstverteidigung not: Die Affen hätten Nutztiere und sogar Wachhunde getötet. Sie hätten Frauen mit Steinwürfen von den Feldern vertrieben. Und auch Fotos zerstörter Vogelscheuchen präsentieren die Bewohner von Nachu - woraus man schließen könne, dass die wilden Affen nicht bloß unanständig, sondern in ihrer Zerstörungswut auch ziemlich wahllos sind.

Kleine Affen, große Aufregung

Den Eindruck, dass in Zentralkenia die Führungsrolle von Homo sapiens innerhalb der Primaten-Gruppe gänzlich zur Disposition steht, rundet schließlich die Einwohnerin Jacinta Wandaga ab: "Dieser Trupp verfügt sogar über Späher, die von einem Aussichtspunkt aus nach uns Ausschau halten. Und wenn sie uns kommen sehen, geben sie den anderen in den Feldern Warnsignale." Erst Nachu, dann Kenia, womöglich bald die ganze Erde ein Planet der Affen?

Ein Blick in die Internet-Enzyklopädie Wikipedia tut dem wohlig-gruseligen Wildtier-Schocker aus dem fernen Afrika einigen Abbruch: "Grüne Meerkatzen erreichen eine Kopfrumpflänge von 40 bis 60 cm, dazu kommt noch der 30 bis 50 cm lange Schwanz, sowie ein Gewicht von rund 3 bis 7 kg", steht da zu lesen. Aber immerhin: "Die Männchen sind etwas größer als die Weibchen" - und dass die Randalierer von Nachu männlichen Geschlechts waren, daran immerhin lassen die Schilderungen der gebeutelten Bäuerinnen keinen Zweifel.

Berichte über Habitat-Konflikte - um nicht mehr geht es ja - zwischen Mensch und Wild sind in Afrika indes keine Seltenheit. Elefanten trampeln Felder nieder, Löwen fallen Menschen an, als wüssten sie nicht, dass sich das außerhalb der Nationalparks nicht gehört. Ein Dilemma nicht zuletzt für die Regierungen, die das Großwild als wichtigen Faktor für den Tourismus schützen lassen.

Aber wenigstens den frechen Meerkatzen könnten sie Manieren beibringen.

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