Uno-Konferenz in Marrakesch Was der Klimagipfel bringt - und was nicht

Streit ums Geld, Debatte über die richtige Strategie - konkrete Beschlüsse? Ab Montag tagt die Uno-Klimakonferenz in Marrakesch: Fragen und Antworten zu einer verzwickten Veranstaltung.
Foto: NASA Goddard Space Flight Center/ picture alliance / dpa

Welche entscheidenden Fortschritte sind auf der Uno-Klimakonferenz in Marrakesch zu erwarten?

Die Antwort fällt simpel aus: keine.

Warum wird dort dennoch gefeiert?

In Marrakesch wird zelebriert, dass der Weltlimavertrag kurz vor der Konferenz in Kraft getreten ist - eine historische Leistung der Diplomatie nach 20 Jahren Verhandlungen. Normalerweise vergehen Jahre vom Beschluss eines Uno-Abkommens bis zu seiner Akzeptanz durch die Parlamente der Staaten. Der Klimavertrag aber wurde nicht mal ein Jahr nach seiner Verabschiedung in Paris von genügend Ländern ratifiziert, sodass er nun gültig ist.

Was wird man außerdem über die Konferenz lesen?

Ganz sicher wird man lesen, dass "der Schwung von Paris genutzt werden muss" und dass "die eigentliche Arbeit jetzt erst begonnen hat" und dass "ein klarer Fahrplan entwickelt werden muss". Die Floskeln gehören zur Klimakonferenz wie das Eisbär-Symbol.

Was ist das wichtigste Thema in Marrakesch?

Vorranging wollen die Delegierten diskutieren, mit welchen Methoden der Ausstoß von Treibhausgasen gebremst und wie die erlaubten Treibhausgasbudgets der Staaten überprüft werden können.

Sie wollen nur diskutieren, aber nichts beschließen?

Entscheidungen werden in Marrakesch nicht erwartet. Zum einen, weil Staaten, die den Klimavertrag noch nicht ratifiziert haben, seine Regeln nicht mitbestimmen dürfen - auf diese Länder möchte man noch warten. Zum anderen, weil vor der Tagung nicht beschlossen wurde, etwas zu beschließen. Es ist eine Diskussionsagenda.

Ist die Konferenz von Marrakesch also sinnlos?

Nein. Der Weltklimavertrag schreibt Ziele vor, mit welchen Mitteln die Klimaerwärmung gebremst werden soll und ihre Folgen mildern könnte. Im Vertrag stehen sozusagen Überschriften. In Marrakesch geht es darum, den Text auszuformulieren, konkrete Regeln zu entwickeln.

Ein Beispiel für die Detailarbeit von Marrakesch?

Die Klimaziele der Staaten sind nicht vergleichbar: Sie legen etwa unterschiedliche Zeiträume zugrunde legen, oder erzielen ihre CO2-Verringerung aufgrund dubioser Methoden. Hier muss penibel gerechnet werden.

Ein Beispiel für solch dubiose Methoden?

Bislang dürfen Staaten selbst bestimmen, wie viele Bäume sie abholzen - erst, wenn sie ihre eigenen Pläne überbieten, rutschen sie ins Minus. Bäume speichern CO2. Wer sie abholzt sollte nach Meinung vieler Diplomaten also grundsätzlich seine CO2-Bilanz belasten.

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Weltklimavertrag tritt in Kraft: Der Weg zum Wunder

Foto: RICARDO MAZALAN/ ASSOCIATED PRESS

Gibt es Streit in Marrakesch?

Zank dürfte es geben, wenn die reichen Industrienationen in Marrakesch keine Vorschläge machen würden, wie sie schneller als geplant ihre Treibhausgasemissionen drosseln können. Entsprechende Pläne hatten sie auf der Klimakonferenz von Paris den Inselstaaten in Aussicht gestellt, die vom Meeresspiegelanstieg bedroht sind. Das Versprechen bewog die Inselstaaten zur Zustimmung zum Weltklimavertrag.

Klimaforscher warnen, dass die bisherigen Ziele zur Eindämmung des Treibhausgasausstoßes die Erwärmung nicht entscheidend bremsen würden - sind in Marrakesch weitere Anstrengungen geplant?

Konkrete Vorhaben sollen verhandelt werden: Beispielsweise Indiens Initiative zur Förderung von Solarenergie, Afrikas Erneuerbare-Energien-Projekt oder das 100-Milliarden-Euro Budget, das die reichen Nationen ab 2020 jährlich für den Klimaschutz in armen Ländern zur Verfügung stellen wollen.

Also geht es ums Geld?

Die afrikanischen Staaten haben zusammen eine Strategie für Marrakesch geschmiedet - mit einem vorrangigen Ziel: Die reichen Industrienationen, die am meisten Treibhausgase verursacht haben, sollen zu höheren Zahlungen verpflichtet werden, insbesondere für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und für erneuerbare Energien.

Sollen arme Länder für Klimaschäden entschädigt werden?

Das Thema soll in Marrakesch wiederaufgenommen werden. Im Gespräch sind Klimaversicherungen.

Wird es Überraschungen geben?

Die USA wollen nach Angaben von Beobachtern erstmals langfristige Klimaziele präsentieren: einen Plan zur CO2-Einsparung bis 2050.

Was macht Deutschland?

Die deutsche Regierung kann sich bislang nicht auf einen langfristigen Klimaschutzplan einigen, Ministerien und Regierungsparteien sind bei dem Thema zerstritten. Der Konflikt weist auf den Kern des Klimaproblems: Zwar gibt es nun einen gültigen Weltklimavertrag, aber für die CO2-Reduktion sind die Staaten selber verantwortlich. Wenn Staaten aber konkrete Branchen zum Einsparen von Abgasen verpflichten wollen, regt sich heftiger Widerstand. Die Umsetzung des Klimavertrags wird deshalb mindestens so kompliziert wie seine Erstellung.

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