
Klimaverhandlungen: Skeptische Diplomaten
Uno-Statistik Industrieländer stoßen immer mehr Treibhausgase aus
Bonn - Das Erstellen der weltweiten Statistiken zum Ausstoß klimaschädlicher Gase ist eine langwierige Angelegenheit. Deswegen kann das Uno-Klimasekretariat nun erst die Zahlen für das Jahr 2007 vorstellen. Doch die sind durchaus problematisch. Demnach ist der Gesamtausstoß der Industrieländer zwischen 2006 und 2007 um ein weiteres Prozent gestiegen. Damit habe sich ein langjähriger Trend fortgesetzt.
In der Zeit von 2000 bis 2007 hätten die Emissionen der 40 Industrieländer um drei Prozent zugelegt. Im Vergleich zu 1990 liegen sie aber immer noch um vier Prozent niedriger. Hintergrund ist ein scharfer Rückgang der Emissionen kurz nach der Wende in Osteuropa. Danach kehrte sich der Trend aber wieder um.
Für die 37 Industrieländer, die sich über das Kyoto-Protokoll zu Minderungen verpflichtet haben, sieht die Bilanz günstiger aus, wie es weiter hieß: Von 2006 auf 2007 blieben die Emissionen praktisch stabil (plus 0,1 Prozent). Damit lagen sie um 16 Prozent unter dem entsprechenden Wert von 1990.
Auch den Großteil dieses Rückgangs schreibt das Klimasekretariat dem Zusammenbruch der osteuropäischen Industrien nach 1990 zu. Einen Anstieg der Emissionen vermeldeten die Statistiker aus den USA, Japan, Kanada und Australien.
"Der anhaltende Anstieg der Emissionen aus den Industrieländern bleibt ein Grund zur Sorge", erklärte der Chef des Klimasekretariats, Yvo de Boer. Dies gelte, auch wenn derzeit wegen der Rezession wohl ein Rückgang der Emissionen zu erwarten sei. Die Internationale Energieagentur rechnet für dieses Jahr mit einem zeitweiligen Minus von drei Prozent. "Die Zahlen für das Jahr 2007 unterstreichen noch einmal, wie dringend der Abschluss eines umfassenden, fairen und wirksamen Klimaabkommens in Kopenhagen im Dezember ist", sagte de Boer.
Staaten wie China müssen ihre Emissionen nicht an das Uno-Klimasekretariat melden. Nach der Rechnung der Internationalen Energieagentur stieg der Ausstoß des Landes zwischen 2006 und 2007 um satte 7,6 Prozent. Beim Pro-Kopf-Ausstoß liegt China, das inzwischen zum weltweiten CO2-Produzenten Nummer eins aufgestiegen ist, deutlich hinter den USA.
Die USA und China verursachen zusammen mehr als 40 Prozent der weltweiten Emissionen. Die Staatschefs beider Länder haben zuletzt einen Vorstoß zum Klimaschutz versprochen. In einem Telefongespräch hätten Barack Obama und Hu Jintao beschlossen, die gemeinsamen Anstrengungen für ein Klimaschutzabkommen zu verdoppeln, teilte das Weiße Haus mit. Gemeinsames Ziel sei die Reduktion der Treibhausgase. Obama habe die Bedeutung eines globalen Klimaabkommens hervorgehoben. Deshalb müssten Peking und Washington am gleichen Strang ziehen und Führungsstärke zeigen.
Hu versprach nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua, China werde eine "konstruktive Haltung" bei den Gesprächen einnehmen. Der chinesische Präsident hatte Ende September bei der Uno-Klimakonferenz in New York angekündigt, sein Land wolle bis 2020 den Zuwachs an CO2-Emissionen "beträchtlich" bremsen. Einigen Klimadiplomaten gehen diese Forderungen indes nicht weit genug. "Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, und darum muss es gehen, muss China im Jahr 2020 seinen maximalen CO2-Ausstoß erreichen", forderte etwa Schwedens Sonderbeauftragter Lars-Erik Liljelund im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.